Es war ein regelrechte Lawine, die wir da
losgetreten hatten. Wahnsinn: Wenn wir in einem Dorf für unser
Spektakel aufbauten, dann stand dort schon die gesamte Jugend
versammelt“, erinnert sich Carles Molinet Picó, „die brannten
regelrecht darauf, uns zu helfen!“
Der 49-Jährige, den man heute als Direktor der Balearischen
Schauspielschule und aus zahlreichen Serien des Fernsehsenders IB3
kennt, ist der Urvater des teuflischen Feuerspektakels auf
Mallorca. Was aussieht wie alte Tradition („selbst die, die heute
diese sogenannten Correfocs machen, sind meist im Glauben, es sei
altes Brauchtum“), hat seinen Ursprung im Jahr 1988.
Damals leitete Molinet die Gruppe „Iguana Teatre“, eine bunte
Truppe aus kreativen Köpfen, die sich in der seit Francos Tod neu
erblühten wilden Kulturlandschaft gefunden hatte. Die Figur der
Dimonis ist tief verwurzelt im mallorquinischen Bewusstsein, um sie
drehen sich auch viele der frech-frivolen Insel-Märchen, die
„rondallas“.
Viele Dörfer hatten ihre eigenen Teufelsfiguren, die bei lokalen
Festen durch die Straßen zogen, um mit den Leuten ihren Schabernack
zu treiben – legendär sind die Teufel von Sa Pobla, die an Sant
Antoni das Dorf unsicher machen. Da kam Carles Molinet und seinen
Kollegen die Idee, ein Spektakel rund um die beliebte Figur der
Teufel zu kreieren. „Alles fing damit an, dass wir 35 sehr
aufwendige Performances für die Diskothek Dhraa in Portocristo
organisierten“, erzählt er, „wir fingen an, eigene Teufelsfiguren
zu entwickeln, mit Pyrotechnik zu experimentieren.
Zuerst haben wir uns kaum getraut, die Böller und
Feuerwerkskörper zu zünden – am Ende gingen wir dann richtig dreist
damit um: Wir tanzten unterm Funkenregen, die Frauen entzündeten
Feuerräder, die sie auf Höhe ihrer Brüste befestigt hatten, die
Männer trugen teilweise Sprühkanonen zwischen den Beinen, auf dem
Kopf...“
Bis dato gab es nur eine traditionelle Teufelgruppe, in der
Feuer in irgendeiner Weise eine Rolle spielte: In Montuïri war es
Brauch, dass ein Teufel um vier Feuerräder tanzte. „In Katalonien
dagegen ist es üblich, dass alle Teufel mit Feuer tanzen,
allerdings läuft dort alles in einem festen Rahmen ab. Wir dagegen,
eine Truppe von Schauspielern, machten ein teuflisches, wildes
Spektakel daraus“, sagt er lachend. Aufheulende Kettensägen,
umgedrehte Kreuze und politische Scherze sorgten bei den Zuschauern
oft für kontroverse Dikussionen. In Alaró und Sa Pobla führten sie
die sogenannte „Nit de foc“ 1988 das erste Mal auf, später in Santa
Margalida.
„In Palma kamen damals 3000 Zuschauer, als wir es 2005 das
letzte Mal aufführten, kamen 40.000 Menschen!“ Das „Iguana Teatre“
gibt es noch, aber die Feuerspektakel machen mittlerweile andere,
und es haben sich viele verschiedene Gruppen auf der Insel
herauskristallisiert, die sich in ihrem Auftreten und im Kostüm
unterscheiden – während die Urtruppe nur Halbmasken trug, haben die
Teufel jetzt in Sa Pobla einen großen abnehmbaren Teufelskopf, die
Gruppe von Alaró war ganz clever und kopierte einfach den Look
einer Teufelsgruppe aus Katalonien.
„Wir haben damit aufgehört, weil wir einfach zu alt sind für
diese Albereien“, sagt Carles lachend, aber mit Wehmut in der
Stimme. Erben aber haben sie genug: Die „Collas de Dimonis“, die es
heute gibt, gehen alle auf sie zurück.
Viele, die heute die Teufel mimen, sind ganz neu dazugekommen,
um die 70 Teufel wurden ursprünglich von der Theatergruppe bei
ihren insgesamt 135 „Nits de foc“ ausgebildet, die vor ihren Shows
immer eine Art Casting organisierte. „Und da ist es mit den Teufeln
auf der Insel wie mit den Reservisten: einmal Dimoni, immer
Dimoni.“
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