Hinter der spanischen Postleitzahl 08770
verbirgt sich der Ort mit dem langem Namen Sant Sadurní d'Anoia,
auf Kastilisch San Saturnino de Noya. Das Städtchen liegt rund 50
Kilometer südlich von Barcelona und ist mit seinen 11.600
Einwohnern knapp so groß wie Sa Pobla auf Mallorca.
Mag das Dorf kaum jemand auf dem Globus bekannt sein, die Namen
der dort ansässigen Betriebe sind hingegen vielen Menschen
geläufig. Denn in dem Ort sind Betriebe wie Freixenet S.A. oder
Codorníu S.A. ansässig. Sant Sadurní d'Anoia ist das neuralgische
Zentrum des Anbaugebietes für den spanischen Schaumwein „Cava”. Und
Freixenet ist nach eigenen Angaben Exportweltmeister in Sachen
Schaumwein. Das im Jahre 1914 gegründete Weingut füllt wie kein
anderes auf dem Erdball die Gläser mit prickelnd-perligem Wein.
Spanischer Cava nimmt wie Champagner aus Frankreich, Sekt aus
Deutschland, Spumante aus Italien, Cremant aus Luxemburg oder
Sparkling Wine aus der Neuen Welt für sich in Anspruch, ganz nach
„traditioneller Methode” hergestellt worden zu sein. Das heißt, die
Schaumweine entstehen per zweiter Gärung in der Flasche. Ganz so,
wie es der französische Benediktinermönch Pierre Pérignon, genannt
Dom Pérignon, zu Beginn des 17. Jahrhunderts bei der Herstellung
der ersten Champagner vorgemacht hatte. Der Geistliche und
Kellermeister legte als Erster sein Augenmerk auf die bei dem
Verfahren entstehende Kohlensäure, die heutzutage insbesondere an
Silvester die Korken knallen lässt.
Der Nimbus der französischen Champagner fand zu Beginn des 20.
Jahrhunderts seine Nachahmer auch in den Weinbaugebieten
Kataloniens. Vor allem im Penedés, in dessen Herzen das besagte
Dorf Winzerdorf Sant Sadurní d'Anoia liegt, experimentierten die
Pioniere mit den Techniken aus Frankreich, griffen dabei aber auf
ihre heimischen Weißwein-Rebsorten wie Macabeo, Xarello und
Parellada zurück.
Im Penedés entstehen heutzutage 95 Prozent des spanischen Cava,
rund 200 Millionen Flaschen. Davon entfallen allein auf Sant
Sadurní 75 Prozent der Produktion, berichtet der bereits 1972
geschaffene Regulierungsrat für Cava.
Den Aufschwung, den die spanischen Schaumweine in den
vergangenen 30 Jahren erlebten, fassen die Verantwortlichen in
beeindruckende Zahlen. Im Gründungsjahr des Regulierungsrates
wurden 57 Millionen Flaschen abgefüllt. 1983 wurde erstmals die
100-Millionen-Schwelle überschritten, im absoluten Spitzenjahr 1999
waren es 230 Millionen Flaschen. Seit 2004 nennen die Statistiken
stets mehr als 220 Millionen Flaschen pro Jahr.
Der beste Exportmarkt für die spanischen Cavas war und ist
Deutschland, obgleich der Konsum der Bundesbürger, was Perlweine
aus Katalonien betrifft, rückläufig ist. 2003 tranken die Deutschen
noch knapp 56 Millionen Flaschen Cava aus. Die Zahl sank
kontinuierlich auf 41 Millionen im Jahre 2007.
Die nächstgroßen Cava-Fans in der Welt sind die Briten (32
Millionen Flaschen) und die US-Amerikaner (14 Millionen), gefolgt
von den Belgiern (sechs Millionen).
Und dies sind die Insel-Bodegas mit Schaumwein: Ca'n Vidalet in
Pollença, Castell Miquel in Alaró, Jaume Mesquida in Porreres, José
L. Ferrer in Binissalem, Pere Seda in Manacor und Ramanyà in Santa
Maria del Camí
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