Die von der EU-Kommission vorgeschlagene
Zulassung von Ganzkörper-Scannern an den europäischen Flughäfen hat
in Deutschland für weitaus mehr Furore gesorgt als in Spanien. Den
meisten hiesigen Tageszeitungen waren die Nacktscanner kaum mehr
als längere Meldungen wert, in der Zentrale der
Flughafenbetreibergesellschaft (Aena) ist man dennoch auf Anfragen
von Journalisten vorbereitet: Nein, eine Einführung der
umstrittenen High-tech-Kontrollen sei nicht geplant. Noch nicht
einmal zum Test, wie etwa in Amsterdam, würden die
Durchleuchtungsgeräte eingesetzt, so eine Pressesprecherin von Aena
in Madrid.
Deutschlandweit war ein Aufschrei durch Medien und die
Politikerreihen gegangen, nachdem die EU-Kommission am 4. September
vorgeschlagen hatte, die neue Screening-Methode auf Flughäfen zu
genehmigen. Elektromagnetische Wellen durchleuchten dabei Papier,
Stoff und Plastik. Da die Strahlen auch Kleidung durchdringen,
könnte das Sicherheitspersonal einfach und ohne Körperkontakt
versteckte Waffen, aber auch Drogen und Sprengstoff erkennen. Dass
die kontrollierten Passagiere auf den Monitoren des
Sicherheitspersonals dabei praktisch nackt erscheinen – und neben
Speckrollen auch körperliche Besonderheiten wie künstliche
Darmausgänge oder Brustprothesen offenbaren –, finden die Kritiker,
unter ihnen viele EU-Parlamentarier und deutsche Politiker,
schlichtweg entwürdigend und skandalös.
Quer durch die Parteien regte sich in der vergangenen Woche ein
Sturm des Protests, der die Bundesregierung veranlasst hat,
Entwarnung zu geben: Es werde keine Nackt-Scanner an deutschen
Flughäfen geben. Daran änderte auch die Versicherung der
EU-Kommission nichts, die Scanbilder könnten über ein
Computerprogramm verfremdet und anonym ausgewertet werden. Und
überhaupt solle es kein Ganzkörperscannen gegen das Einverständnis
des Passagiers geben.
Solch einen „Unfug“ werde man nicht mitmachen, verlautete es aus
dem Innenministerium. Minister Wolfgang Schäuble betonte, er wolle
nicht, „dass die Bundespolizisten in das Licht kommen, sie seien
heimliche Spanner“.
Diese kategorische Ablehnung erscheint allerdings verwunderlich,
wenn man bedenkt, dass die Bundesregierung die Strahlen-Technik
selbst mit mehreren Millionen Euro Projektgeldern entwickeln lässt,
wie Spiegel online berichtet. Und weiter: Die Technologie könne
auch an anderen stark frequentierten Orten zur Anwendung kommen,
heiße es in der Projektbeschreibung.
Die Betreiberfirma der spanischen Flughäfen erprobt derweil ein
anderes Scan-Verfahren: Im Terminal C des Airports von Barcelona
ist ein neuer Schuhscanner im Einsatz, der wie ein Metalldetektor
funktioniert. Den Passagieren soll so das Ausziehen der Schuhe bei
der Sicherheitskontrolle möglichst erspart werden. Ethische
Bedenken sind bislang nicht laut geworden.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.