Ein nahezu philosophischer Satz, der fast schon
wie eine Kampfansage klingt: „Wir werden zielstrebig unseren Weg
weitergehen, auch wenn es ziellos wirkt, von Saison zu Saison und
von Sommer zu Winter den Arbeitsplatz und den Wohnort zu
wechseln.”
„Wir”, das ist zunächst einmal Martin Günther. Er kann
allerdings stellvertretend für viele Wahl-Mallorquiner aus
Deutschland gelten, die ein halbes Jahr zur Touristensaison auf der
Insel arbeiten und den Winter wieder in Deutschland verbringen.
Während andere Bundesbürger für die kälteren Jahreszeiten die
Heimat in Richtung wärmere Gefilde verlassen, kehren viele der
Exil-Insulaner in das kalte deutsche Wetter zurück.
Martin Günther war seit April Leiter der Küche im Restaurant
„Classic” in Cala Rajada. Dort stellte er eine „aufwendige, moderne
und kreative Karte im mediterranen Stil” zusammen und versorgte
gemeinsam mit seinen Kollegen die Gäste des Lokals dementsprechend
kulinarisch. Bereits im Jahr 2006 hatte der gelernte Koch von
Januar bis November im „Classic” gearbeitet, war dann aber „wegen
einer Frau” nach Deutschland zurückgekehrt.
Das „Heimweh” zur Balearen-Insel ließ ihn jedoch nicht los: „Das
triste Deutschland hat mich angewidert, die Sehnsucht nach Mallorca
gepackt.” Und so kam der 23-Jährige aus der Nähe von Frankfurt für
die Sommersaison erneut nach Cala Rajada.
„Eigentlich wollte ich über den Winter hierbleiben, aber da ist
es schwer, etwas zu finden. In Cala Rajada schließen die meisten
Lokale zum Saisonende”, beklagt Martin Günther, der schon eine
Anstellung in einem Hotel im Schwarzwald gefunden hat. „Wenn man
sich allerdings wirklich anstrengen und darum kümmern würde, könnte
man aber auch hier etwas finden”, schränkt er ein.
Seine beiden Arbeitskollegen haben sich zum Überwintern auf der
Insel entschlossen. „Warum sollte ich nach Deutschland
zurückkehren? Mallorca ist meine Heimat geworden, ich habe eine
Wohnung und lebe hier”, sagt Kellnerin Renate Josiger. Die
ausgebildete Ergotherapeutin war im April 2007 auf die Insel
gekommen und hatte den ersten Winter mit einem Job in einem
Call-Center überbrückt. „Diesen Winter mache ich nichts”, kündigt
sie an.
„Deutschland ist in diesem Winter keine Option, das ist mir zu
kalt”, sagt auch Frank Siecker, der im Sommer gemeinsam mit Martin
Günther die Gäste bekochte. Der 23-Jährige hatte bereits im Sommer
2007 im „Classic” gearbeitet und war dann im Winter zum Jobben nach
Deutschland zurückgekommen. „Aber das mache ich nicht noch einmal.
Hier werde ich bestimmt etwas finden, auch wenn ich dafür auf der
Insel umziehen muss.”
Martin Günther wird man unter Umständen im nächsten Frühjahr
ebenfalls wieder auf der Insel antreffen: „Es macht einfach Spaß,
hier zu arbeiten und zu wohnen, das ist ein Stück Lebensqualität
mehr als in Deutschland.”
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