Die Balearen-Regierung ist in der Krise.
Seitdem die Koalitionspartei Unió Mallorquina (UM) ihren bisherigen
Fraktionssprecher Bartomeu Vicens ausgeschlossen hat, verfügt das
Mitte-Links-Bündnis faktisch über keine Mehrheit mehr im
Balearen-Parlament. Gegen Vicens wird im Zusammenhang mit dem „Fall
Son Oms” ermittelt. Dabei geht es um Korruption bei der Einrichtung
des gleichnamigen Gewerbegebietes unweit des Flughafens von
Palma.
Bisher hatte die Koalition, die aus UM, Sozialisten und
Linksbündnis Bloc besteht, 30 der 59 Sitze im Parlament. Vicens
gehört nun faktisch nicht mehr dazu. Die Folgen dieses neuen
Kräfteverhältnisses sind aber noch unklar. In den vergangenen Tagen
erschien Vicens wie üblich im Parlament und stimmte wie bisher
stets mit seinen ehemaligen Koalitionskollegen ab. Er gibt sich als
treuer Parteisoldat: „Die Suspendierung ist eine logische
Entscheidung, damit die UM keinen Schaen nimmt”, sagte Vicens. „Ich
werde meiner Partei keine Schwierigkeiten machen.”
Und dennoch: Regierungssprecherin Joana Barceló ließ am Dienstag
keinen Zweifel daran, dass die Regierung gewillt ist, den Rest der
Legislaturperiode ohne Mehrheit im Parlament zu überstehen. Von
Vicens' Stimme will man sich offenbar nicht mehr abhängig machen –
ein heikles Spiel, steht doch die Verabschiedung des Etats für das
laufende Jahr bevor. Laut Barceló aber sind Neuwahlen
ausgeschlossen. Politiker verschiedener Parteien hatten die
Möglichkeit vorgezogener Regionalwahlen ins Spiel gebracht. „Ich
glaube, wir können uns keine Instabilität in der Regierung
erlauben”, sagte Barceló. „Vorgezogene Neuwahlen sind kein
Thema.”
Eine andere Lösung wäre, dass Vicens sein Mandat zurückgibt. Das
hat der Politiker bisher aber kategorisch abgelehnt. „Meine Anwälte
raten mir davon ab”, sagte er. Als Abgeordneter genießt Vicens
Immunität. Allerdings könnte es damit bald vorbei sein. Denn das
Oberlandesgericht der Balearen hat nun die Ermittlungen im Fall
„Son Oms” übernommen und könnte Untersuchungshaft gegen Vicens
verhängen.
Der UM-Politiker ist aber nicht der einzige Abgeordnete im
Balearen-Parlament, gegen den zurzeit ermittelt wird. Dem
PP-Politiker und ehemaligen Handelsminister Josep Juan Cardona wird
vorgeworfen, illegale Kommissionen kassiert zu haben. Er ist nur
einer von mehreren Politikern der konservativen Partei, die ins
Visier der Ermittler geraten sind – möglicherweise ein Grund, warum
die PP die aktuelle Regierungskrise um Bartomeu Vicens eher
zurückhaltend betrachtet.
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