Krisenpolitik ist das Gebot der Stunde. Doch
auf Mallorca schlittern wir erst einmal in eine Politik-Krise. Die
unglaubliche Kette von Korruptionsskandalen hat den
Regierungspartner UM erreicht; der „Fall Vicens” führt dazu, dass
Ministerpräsident Francesc Antich de facto einer
Minderheitsregierung vorsteht. Noch wird versichert, dass man nicht
an vorgezogene Neuwahlen denkt. Parallelen zum Fußball seien
erlaubt: Wenn der Trainerwechsel besonders heftig dementiert wird,
ist er häufig so gut wie vollzogen.
Es wird auch dem Letzten klar: Die „Korruptis” schädigen nicht
nur die Staatskasse, sie schwächen das demokratische System. Gut zu
wissen, dass die Anti-Korruptionsstaatsanwälte derzeit mit vollem
Elan arbeiten; es wurde ja auch Zeit, den Stall auszumisten.
Die Regierungskrise kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
In Spanien und damit auch auf den Balearen vereinigen sich die
Auswirkungen der internationalen Finanzkrise und der hausgemachten
Konjunkturschwäche durch die geplatzte Immobilienblase.
Mallorca hat nach wie vor bessere Chancen als andere spanische
Regionen, mit einem blauen Auge davonzukommen. Der Tourismus soll's
richten. Ob das gelingt, kann zwar niemand garantieren, aber wo
hört man in diesen Tagen noch Nachrichten wie die aus der
Pressekonferenz von Alltours: Die Zahl der Balearen-Gäste soll 2009
um 3'5 Prozent steigen.
Jetzt gilt es, diese Chancen zu nutzen. Die Arbeit des
Tourismusministeriums ist wichtiger denn je. Doch das befindet sich
in der Hand des Wackelkandidaten UM. Gerade wurde wegen Querelen
innerhalb der Partei der Minister ausgetauscht. Was kommt als
nächstes? Wer von welcher Partei würde im Falle von Neuwahlen das
wichtigste Ministeramt der Inseln bekleiden?
Der Urnengang ist einerseits wünschenswert. Die Bürger sollten
Gelegenheit bekommen, all das, was in den letzten Monaten ans
Tageslicht gekommen ist, zu bewerten. Andererseits können wir uns
einen wahltechnischen Stillstand nicht leisten. Dafür gibt es
einfach zu viel Arbeit.
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