Der Erpresserbrief erreichte Agnes Müller (Name
v. d. Red. geändert) per E-Mail: „Wir beobachten Sie und Ihre
private Ferienvermietung schon einige Zeit. Sie vermieten ohne
Lizenz der Balearenregierung“.
Sie nennen sich „Mallorcaspezialisten“ und spielen mit der Angst
einer Vielzahl von Immobilienbesitzern auf Mallorca, die einst
vergeblich um eine Lizenz angefragt haben. Schon lange wird kaum
mehr eine offizielle Erlaubnis zum Anbieten von Ferienvermietung
ausgesprochen. Auch bei Agnes Müller haben die Erpresser – sei es
durch Information oder pure Spekulation – ins Schwarze
getroffen.
Aber ihr bleibt keine andere Wahl: Das Vermieten ihrer
Einliegerwohnung in Porto Cristo finanziert ihren Lebensunterhalt.
Sie hat ihre Ferienwohnung beim Mietportal „FeWo“ eingestellt –
hier, vermutet sie, stießen die Erpresser auf ihr Angebot.
Angefangen habe alles mit einer normalen Anfrage von einem Herrn
mit belgischem Namen, welche sie über das Portal erreichte.
Sie antwortete prompt, bat um eine Reservierungsanzahlung. „Da
hatten sie schon meine private Mailadresse und meine Kontodaten“,
erzählt Müller. Weil sie sonst ihre Bankverbindung nicht an Fremde
rausgebe, vermutet sie, dass die Anfrage des Belgiers und der
Erpresser ein und dieselbe Quelle sind. Im Brief schreiben die
Erpresser, sie seien eine „Interessengruppe aus einem
osteuropäischen Land“. „Ich vermute aber, dass Deutsche
dahinterstecken“, sagt Müller: Die Anfrage des Belgiers sei in
einwandfreiem Deutsch verfasst worden und im Erpresserbrief wirkten
die Satzbaufehler wie gestellt – Rechtschreibfehler fehlen.
Sie habe sich mit „FeWo“ kurzgeschlossen, wo man ihr sagte, es
habe mehrerer solcher Fälle gegeben und sie solle der Mail keine
Beachtung schenken. „Die können ja auch nichts dafür“, betont sie.
Sie habe dann aber doch an die Erpresser geschrieben –
„bitterböse“.
Angst habe sie keine gehabt, aber eine enorme Wut darüber, wie
unverschämt manche Menschen versuchten, sich an der Panik anderer
zu bereichern. So suchte sie dann auch den Kontakt zum Mallorca
Magazin, „weil ich warnen will. Wer auch immer so einen Brief
bekommt: Stecken Sie den Kopf nicht in den Sand – und zahlen Sie
auf keinen Fall!“ Denn das sei ja gleichzusetzen mit einem
Schuldeingeständnis, die ideale Grundlage, um den Erpressten
weiterhin zu melken wie „eine goldene Kuh“. Die Drohung, man werde
sie wegen Steuerhinterziehung anzeigen, lasse sie kalt: „Wenn mich
einer anzeigen will, dann muss er sich ja zu erkennen geben – und
das würden diese Leute ja niemals tun.“
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