Olivenöl und ein guter Wein sind gar nicht so
unähnlich“, meint Josep Oliver Timoner, Präsident des
Regulierungsrates für Olivenöl „made in Mallorca“, und schlürft mit
einem leisen Zischen die grünlichgelbe Flüssigkeit durch die Zähne,
„jede Herstellung schmeckt anders – und es ist ein guter Tropfen,
in dem viel liebevolle Arbeit steckt. Nur, dass das Olivenöl mit
der Lagerung nicht besser wird.“ Sondern mit der Zeit in der
Flasche eher etwas von seinem reichhaltigen Aroma einbüße, „viele
Abfüllungen gibt es deswegen mittlerweile in der licht-echten
Flasche“, erklärt Tolo Trias, Küchenchef im Restaurant „Refectori“
des Hotels „Convent de la Missió“ in Palma. Trias ist Olivenölfan
(„das ist echte mallorquinische Kultur für mich“) – seine Gäste
bekommen zum Aperitiv eine Degustation der Sorten „Solivellas“,
„Aubocassa“ und „Olis Sóller“ mit Brot gereicht. Diese Abfüllungen
verwendet Trias auch regelmäßig in seiner Restaurant-Küche.
Für das Mallorca Magazin probierte Trias alle acht
mallorquinischen Öle mit Qualitätssiegel DO.
Verkostet werden Olivenöle von Profis immer im Glas – oft ist es
zugedeckt und undurchsichtig, um die Trübung des Öls nicht
preiszugeben. Das Öl wird zuerst unter der Nase geschwenkt, dann
werden bei einem kleinen Schluck Zungenspitze und Lippen
benetzt.
Besonders positiv überrascht zeigte sich Trias vom einzigen
biologisch hergestellten Extra Virgen der Insel, dem „Es Verger“.
„Es ist sehr leicht im Aroma und flüssig in seiner Textur, ideal
für Salate oder auch blauen Fisch.“ Sein Lieblingsöl sei aber die
Abfüllung von „Aubocassa“: Wegen des starken Geschmacks nach grünem
Apfel habe er es sogar schon Apfel-Desserts beigemischt, aber auch
Salate bekämen dadurch eine angenehme Fruchtigkeit. „Oli Sóller“
gibt er bei Grillgemüse hinzu, „aber erst beim Anrichten, nicht in
der Pfanne: Keines dieser Öle darf man über 200 Grad erhitzen –
sobald sich Rauch bildet, ist es zu heiß. Das Öl geht kaputt, das
Aroma flöten“, warnte er. Viele schätzten dieses Öl, auch weil es
im Mund an Kräuter und Artischocken erinnere, erzählte Josep
Oliver.
Sehr grün und frisch zeige sich das „Essencial“ – der Neuzugang
unter den DO-Ölen in diesem Jahr. Erst seit zehn Jahren favorisiere
man die Pressung der noch sehr grünen Frucht, erklärte Oliver. „Man
kam nämlich darauf, dass gerade Picual grün geerntet sehr lieblich
schmeckt.“ Früher habe man Oliven vom Boden aufgelesen, anstatt vom
Baum zu pflücken, „das gab dem Öl einen erdigen Geschmack – der
generell als nicht so exquisit gilt, aber immer noch bei vielen
Mallorquinern beliebt ist“, berichtete Trias. Wer ein wenig
intensives Öl bevorzuge, sei mit der Abfüllung von „Piris“ („ideal
für Mayonnaise, Salate und Fleisch“), oder der „Finca Sa Font
Garrover“ gut beraten („damit würde ich Marinaden herstellen“).
Wer dagegen einen sehr intensiven, vollmundigen Geschmack „mit
Charakter“ schätze, solle zu „Solivellas“ greifen: „Dieses Öl ist
ein Gedicht zu rotem Fleisch, Federvieh oder Wild.“ Honig-lieblich
süß sei das Öl von „Son Fortuny“, eine sehr kleine Produktion auf
unwegbarem Gelände – und der passende Begleiter für Salate,
Mayonnaise oder das typische Pa amb oli.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.