Ständig klingelt sein Handy: Festzeltwirt
Jochen Mörz Nervenkostüm arbeitet auf Hochtouren. Tonnen bewegt er
von Bayern auf die Insel, „und die wenigstens wissen, was da alles
dranhängt: Die sehen nur Zelt, Essen, Bier und Musik – sieht ja
ganz einfach aus“. Schon im letzten Jahr hat er das Oktoberfest in
Peguera ausgerichtet, „aber eigentlich galt das letzte Jahr noch
nicht wirklich“, meint er, bei den technischen Angelegenheiten lief
nicht alles glatt.
In diesem Jahr hätte man sich hier aber an diesen „Bayern, der
kommt und einfach alles anders macht“, wie Mörz lachend über sich
sagt, gewöhnt. Und damit zum Beispiel auch an die Unmenge an Gas,
die er für seine zehn Haxn-und Hendl-Grill benötigt, mit der er
pro Stunde 80 Portionen brutzeln kann. „Daheim stell' ich einen
5000-Litertank hin mit automatischer Reihenschaltung – hier müssen
wir mit den großen orangenen Einzelflaschen arbeiten.“ Und die
angeforderte Menge an Flaschen habe den Gaslieferanten ganz schön
schlucken lassen. Aber Mörz und seine ihn unterstützende Tochter
Nadine sind echte Profis – und während sie wirbeln, ihre 35-köpfige
Mannschaft in der Küche schwitzt, die 80 Musiker aufspielen und die
45 Bedienungen, die nach der Münchner Wiesn direkt hierhergeflogen
sind, die Masskrüge stemmen, werden die Gäste nur eine Pfunds-Gaudi
erleben.
Um die 20.000 Besucher kamen letztes Jahr, damals scheuten viele
den Weg wegen starker Regengüsse. 17.000 Liter Bier gingen über den
Tresen. In diesem Jahr hat Mörz 30.000 Liter Hofbräu im Gepäck –
und die Option 20.000 nachzuordern. „Im ersten Jahr waren viele
Spanier noch überrascht, war alles ungewohnt: Aber sie waren
begeistert!“, erinnert sich Antonio Rami Alos, Direktor für
strategische Entwicklung der Gemeindeverwaltung Calvià, die das
Oktoberfest Peguera aus der Taufe gehoben haben. Gedacht sei das
Event einerseits als Fest einer aktiven Integration, erklärt er –
es solle aber auch die Saison künstlich in die Länge ziehen:
Normalerweise gehen viele Hotels in Peguera am 15. Oktober in die
Winterpause, jetzt schließen sie erst zum 20. Oktober, einen Tag
nach Ende der Wiesn. „Die Wiesn hier ist kleiner und herzlicher –
die Musiker spielen bei uns mit Herzblut, alles ist menschlicher“,
betont Mörz die Vorzüge der Mallorcakopie.
Was man nicht sieht: Dahinter steckt ein enormer Aufwand – nicht
nur in der Organisation, auch finanziell. 230.000 Euro, ohne die
Ware und die Stundenlöhne gerechnet, koste allein das Drumherum,
bevor das Fest überhaupt losgehe. Darum ist die Maß mit 9'80 Euro
auch ein wenig teurer als in München (8'30 Euro), die „Halbe“
kostet 4'90 Euro. Kulinarisch gibt es von Haxn über Weißwürste
oder Krustenbraten alles, was das Herz eines Bayern begehrt.
Obwohl das Zelt am Boulevard von Peguera 3000 Mann fasst:
Größere Gruppen tun gut daran, zu reservieren – den Sitzplatz kann
man dann einem ausgehängten Plan entnehmen. Mindestverzehr für die
Reservierung (info@moerz-festzelte.de, Tel. 667-014150 und
0049-17612344470) sind eine Maß und ein Hendl (zusammen 17'60
Euro). Los geht das Fest am 10. Oktober um 11 Uhr, offizieller
Fassanstich ist um 13 Uhr. Jeden Tag zieht die Blasmusik um 11 Uhr
ins Festzelt, Feierabend ist jede Nacht um 24 Uhr.
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