Mallorca ist auf die VIPs gekommen: Keine
Party, kein Event, kaum ein Konzert oder eine Sportveranstaltung,
in dem für die „very important persons” nicht ein eigener,
abgegrenzter Bereich ausgewiesen würde. Wer zur Party in der Party
Zugang hat, der gehört zur Creme der Insel-Society, könnte man
meinen. Beim genaueren Hinsehen entpuppen sich viele VIP-Bereiche
aber als reine Marketing-Produkte: Für einen bestimmten Aufpreis
kann sich jeder in diese scheinbaren Elite-Sphären einkaufen, um
bestimmte Privilegien zu genießen und sich vom gewöhnlichen Volk
abzuheben. Echte VIPs und VIP-Veranstaltungen sind auf der Insel
rar, sagt Stefan Blöcher, Geschäftsführer von Golf de Andratx und
selbst Mitglied des VIP-Charity-Golfer-Vereins „Eagles”.
„Das müssen andere sagen”, antwortet der frühere Hockeyspieler
auf die Frage, ob er ein VIP sei. Bei den Eagles würden jedenfalls
nur Menschen aufgenommen, die in wirtschaftlichen, sportlichen oder
künstlerischen Bereichen herausragende Leistungen erbracht und
Erfolge erzielt haben. Ausschließlich der gesellschaftlichen
Anerkennung und ihrem Ansehen verdanken diese Menschen ihren
VIP-Status, der Einladungen zu Veranstaltungen mit sich bringt, in
die man sich mit Geld nicht einkaufen kann: Wer zum Beispiel beim
olympischen Finale auf der Ehrentribüne sitzt, sei so ein A-VIP und
eine Persönlichkeit, deren Präsenz wiederum Glanz auf die
Veranstaltung wirft.
„In Mallorcas VIP-Lounges werden Sie aber keinen VIP sehen”,
meint Blöcher. Die High Society der Insel treffe sich nicht auf
öffentlichen Partys, auf Events oder in Diskotheken, sondern in
einem sehr überschaubaren, fast privaten Rahmen: zum Beispiel im
Hotel Mardavall, im Dorint Hotel, in exklusiven Landhotels und beim
Charity-Golfen, dort, wo sie unter sich sind und ihre Ruhe haben.
Lässt sich ein Boris Becker doch einmal sehen auf einer Party mit
Normalsterblichen, dann kann er dafür in der Regel ein sattes
Honorar fordern.
„Natürlich hat jede gesellschaftliche Gruppe ihre VIPs”, meint
Blöcher weiter. An der Playa de Palma mag ein Jürgen Drews ja
durchaus als Promi durchgehen, auf einer A-VIP-Veranstaltung wäre
er wohl eher deplatziert.
Der Wunsch, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Platz unter den
Auserwählten zu ergattern, sei „ein natürlicher Reflex”, beruhigt
Diplompsychologin und MM-Autorin Sabrina Steck diejenigen, die an
VIP-Karten ihre Freude haben. Es sei schlichtweg das Streben nach
Anerkennung: „Eine reine Kopfgeschichte”. Befriedigend sei die
Sonderstellung allerdings auf Dauer nicht: „Die VIPs langweilt das,
nur für einen Normalo ist eine VIP-Einladung etwas Besonderes.”
Grotesk findet sie die Tendenz, der VIP-VIP-Zone innerhalb des
VIP-Bereich. Früher habe sie bei Events auf Mallorca eine stärkere
Durchmischung der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen
beobachtet, heute seien die VIP-Bereiche noch viel stärker
abgeriegelt. Die Folge: Es treffen sich meistens dieselben
Gesichter. „Das ist langweilig, aber man muss trotzdem dabei sein.”
VIP-Bereiche, in die man sich einkaufen kann, sind eigentlich gar
keine richtigen VIP-Bereiche, sagt Frank Lichte von der Firma Event
Consulting, die große Events wie die Monumentaloper Carmina Burana,
das Beachvolleyballturnier oder das Mallorca Western Festival
organisiert. Die VIPs dieser Veranstaltungen kaufen sich Qualität:
bessere Plätze, Zusatzleistungen wie Parkplatz und Fingerfood vom
Sternekoch. Die Nachfrage nach solchen VIP-Plätzen sei von Event zu
Event sehr unterschiedlich.
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