Für einen echten Mallorquiner gibt es im
Ferienmonat August keine Alternative: Der Urlaub wird auf der
eigenen Insel genossen, vorzugsweise ganz nah am Meer.
Jaume Matas macht da keine Ausnahme. Und doch sind seine Ferien
ein Politikum. Denn der Mann, der in diesen Tagen so lässig in
Badeschlappen und Bermudas durch Colònia de Sant Jordi schlendert,
war bis Mai 2007 Ministerpräsident der Balearen. Und damit Chef
einer ganzen Brigade von PP-Parteifreunden, die sich im Visier der
Staatsanwaltschaft gegen Korruption befinden oder bereits
einsitzen. Doch Jaume Matas scheint das alles nichts anzugehen; er,
der früher keine Kamera ausließ, ist für Medienvertreter nicht mehr
zu sprechen. "Ich habe nichts zu sagen", so seine Standard-Antwort
auf alle Anfragen.
Entsprechend hat sich auch sein Ansehen unter den Journalisten
geändert. Als Matas seinen Colònia-Aufenthalt für einen Trip nach
Miami unterbrach, wurde von "Flucht" geschrieben, denn er erfolgte
just in dem Augenblick, in dem der jüngste Korruptions-Skandal um
die Jugendbehörde "Turisme Jove" aufflog.
"Ultima Hora" wunderte sich in ihrer Sonntagsausgabe, mit
welcher Seelenruhe der Ex-Politiker ausgestattet ist. Sie zeigte
ihn sogar bei der Siesta auf dem Balkon. Dazu notierte das
MM-Schwesterblatt: "Seine Parteifreunde und die Mehrheit der Bürger
warten immer noch auf eine Erklärung."
Jaume Matas hatte nach dem Verlust der Macht im vergangenen Jahr
alle politischen Ämter niedergelegt und eine Tätigkeit für den
Barceló-Konzern in Washington angenommen. Die Balearen-PP, nun in
der Opposition und unter der Leitung von Rosa Estaràs, befindet
sich seither in der Defensive, da ständig neue Skandale aus der Ära
Matas ans Licht kommen.
In den vergangenen Tagen richtete sich das Augenmerk mal wieder
auf die Radsporthalle Palma Arena. Jetzt wird untersucht, wie es
dazu kommen konnte, dass der Bau satte 110 Millionen Euro kostete,
statt der zunächst kalkulierten 27 Millionen.
Das links-grüne Bündnis Bloc hat unterdessen die Finanzbehörden
aufgefordert, das Vermögen aller politischen Mandatsträger der
vergangenen zehn Jahre unter die Lupe zu nehmen.
Die neue PP-Führung, die sich vom Schatten der Vergangenheit
befreien will, begrüßte die Initiative. Man möge die Untersuchung
auch gleich noch auf die Ehepartner der Politiker ausdehnen.
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