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Bei einem der schwersten Flugzeugunglücke in der spanischen Luftfahrtgeschichte sind am Mittwoch auf dem Flughafen in Madrid mindestens 153 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Behörden in der spanischen Hauptstadt wurden 26 Menschen mit Verbrennungen zum Teil schwerstverletzt in die Krankenhäuser gebracht. Unter ihnen befanden sich auch zwei Säuglinge.

Das Madrider Messegelände wurde provisorisch als Leichenhalle hergerichtet. Angehörige machten sich auf den Weg, um unter den Todesopfern Familienmitglieder zu suchen. Die deutsche Botschaft in Madrid entsandte einen Mitarbeiter an den Flughafen, um herauszubekommen, ob sich auch deutsche Bundesbürger in dem verunglückten Flugzeug befunden hatten.

Die Maschine der Fluggesellschaft Spanair vom Typ McDonnell Douglas (MD-82) mit der Flugnummer JK 5022 hatte mit 162 Passagieren und neun Besatzungsmitgliedern an Bord kurz vor 14.45 Uhr ihre Parkposition am neuen Airport-Terminal T-4 in Madrid-Barajas verlassen. Das Flugziel war die Hauptstadt der Ferieninsel Las Palmas auf Gran Canaria. Das Flugzeug schoss mitten im Startvorgang über die Asphaltpiste hinaus und zerschellte an einem Hügel.

Die Deutsche Lufthansa, die eine Flugallianz mit Spanair unterhält, teilte in einer Eilmeldung mit, dass sieben Passagiere mit Lufthansa-Tickets in die verunglückte Maschine eingecheckt hatten. Vier von ihnen kamen aus Deutschland. Ob sie sich tatsächlich an Bord befanden, stand nicht fest. Es handelte sich um einen Code-Share-Flug mit der Flugnummer LH 2554.

Eine Kilometer weit sichtbare Rauchsäule und riesige verkohlte Flächen in dem mit Sträuchern bewachsenen Gelände markierten die Unglücksstelle. Das spanische Fernsehen übertrug die Bilder live vom Rande der weitläufig abgesperrten Zone.

Nach sich widersprechenden Augenzeugenberichten war die Maschine in zwei Teile zerbrochen und verbrannt. Sie sei mit Vollgas in das hügelige Gelände gerast. Bis MM-Redaktionsschluss war zunächst unklar, ob die Maschine sich für kurze Zeit in der Luft befunden und abgestürzt war oder erst gar nicht vom Boden abgehoben hatte. In anderen Berichten war von einer brennenden Turbine am linken Flügel die Rede gewesen.

Nach spanischen Medienberichten war der Start ursprünglich für 13 Uhr vorgesehen gewesen. Er sei jedoch wegen technischer Probleme abgebrochen worden.
Die Menschen am Airport in Madrid und Gran Canaria sowie vor den Fernsehgeräten reagierten erschüttert auf die Nachricht. Der spanische König Juan Carlos und die Regierung wurden unverzüglich in Kenntnis gesetzt. Sowohl Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero als auch der konservative Oppositionsführer Mariano Rajoy brachen ihre Urlaube in Andalusien beziehungsweise Galicien ab und eilten nach Madrid. Zwei Stunden nach dem Unglück wurden in der spanischen Hauptstadt die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Das geschah auch am Sitz von Spanair in Palma de Mallorca.

Am Flughafen Madrid wurden in höchster Eile vier mobile Feldlazarette errichtet. In Kolonnen rasten über 60 Krankenwagen aus dem Zentrum und der Umgebung zur Unglücksstelle und brachten geborgene Verletzte in die Krankenhäuser. Dort herrschte höchste Alarmbereitschaft. Zahllose Mitarbeiter wurden aus dem Feierabend zurückgerufen.

Zu den Löscharbeiten an der Unglücksstelle waren Hubschrauber eingesetzt, die aus der Luft Wasser abwarfen. "Da gibt es nichts, was noch einem Flugzeug gleicht. Es ist schrecklich, es ist alles verbrannt", sagte ein Polizist gegenüber Reportern der Tageszeitung "El País". Ein Flughafenmitarbeiter, der als einer der Ersten an der Unfallstelle eintraf, fand kaum Worte, das Gesehene zu schildern: "Das Flugzeug war in Stücken und überall lagen Körper." Die Fluggesellschaft Spanair entsandte aus Palma ein speziell geschultes Team nach Madrid, um den Angehörigen der Opfer zur Seite zu stehen. Die Namen der Verunglückten würden erst öffentlich bekannt gegeben werden, wenn alle Angehörigen informiert seien, teilte Spanair auf seiner Webpage mit. Gleichzeitig wurde ein Infotelefon für Angehörige unter der Nummer +34-800400200 geschaltet.

Das Unglück in Madrid verursachte Verspätungen im gesamten internationalen Flugverkehr.