Um es gleich vorweg klarzustellen: Nahezu jede
Glühbirne auf Mallorca, jedes kleines Standby-Lämpchen am Fernseher
oder Computer, leuchtet nur deshalb, weil irgendwo auf der Insel
massiv Dieselöl und Kohle verfeuert werden. Von daher ist davon
auszugehen, dass die weltweit steigenden Energiepreise auch hier
sehr rasch ihren Niederschlag finden.
Der Anteil der erneuerbaren Energien auf der Insel fällt nicht
ins Gewicht. Sie decken nicht einmal ein Prozent des gesamten
Energieverbrauchs, sagt die Generaldirektorin im balearischen
Energieministerium, Maria Magdalena Tugores. Die Regierung schreibe
derzeit eine 180.000-Euro-Studie aus. Experten sollen bis Herbst
2009 analysieren, wie groß das Potenzial der erneuerbaren Energien
auf den Inseln maximal sein könnte, unter Berücksichtigung der
gegebenen Beschränkungen, wie sie der Natur- und Landschaftsschutz
vorschreiben.
Die Studie solle alle Bereiche – Fotovoltaik, Windkraft,
Erdwärme, Biomasse und sogar Wasserkraft – umfassen. Dazu will man
prüfen, ob die unterschiedlichen Höhenniveaus der beiden Stauseen
Cúber und Gorg Blau für ein Pumpspeicherkraftwerk genutzt werden
können.
Für den Einsatz von Biomasse, etwa in Form von Holzpellets, sei
erst noch eine Firma zu gründen. Das Knowhow werde vermutlich aus
Deutschland importiert.
An Sonnenkollektoren zur kommerziellen Stromerzeugung seien
derzeit Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 57 Megawatt
installiert. „Sie wurden fast allesamt in den Jahren 2007 und 2008
genehmigt und errichtet.” Kleinanlagen in Privathäusern tragen 1'8
Megawatt bei. Die Zahlen der Vorgängerregierung zu den
installierten Fotovoltaik-Anlagen seien hingegen nicht sehr
fundiert, sagt Tugores. Ohne die angepeilte Experten-Studie seien
alle Zielvorgaben zum Ausbau der erneuerbaren Energien Spekulation
und Wunschvorstellung.
Mallorca ist demnach noch immer fast ausschließlich auf fossile
Brennstoffe angewiesen. Die Insel hängt zwar nicht an einer
Öl-Pipeline, die von heute auf morgen zugedreht werden kann. Doch
das Eiland ist angewiesen auf eine ganze Flottille von Öltankern,
die Palmas Hafen anlaufen und dort ihre Fracht löschen. Im Jahr
sind das rund 120 Schiffe, die zirka 1'4 Millionen Tonnen flüssige
Mineralöl-Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Heizöl anliefern.
Dasselbe gilt für die anderen Energieträger wie Gas und Kohle.
Nach Angaben des Energieversorgers Gesa/Endesa gelangt es als
Propan in flüssiger Form mit Spezialschiffen nach Palma. Im Hafen
von Portopí wird es mit Luft angereichert, so dass es dieselbe
Brenneigenschaft erhält wie natürliches Erdgas. Dann wird es ins
städtische Netz eingespeist.
Eine ähnliche Anlage gibt es in Alcúdia. Dort wird nach Angaben
der Hafenbehörde flüssiges Butan angelandet und vor Ort in die
orangefarbenen „butano”-Gasflaschen abgefüllt. Im Jahr machen rund
40 Gasschiffe in Alcúdia fest, knapp eines pro Woche.
Kohle wiederum wird noch immer im 1960 eröffneten Kraftwerk Es
Murterar bei Alcúdia verfeuert. Im Jahr sind es knapp 1'2 Millionen
Tonnen, die vor allem aus Südafrika stammen. In keiner anderen
Region Spaniens ist der Anteil der Kohle als Energieträger für die
verarbeitende Industrie so hoch wie auf den Balearen. Hier sind es
– eben wegen Es Murterar – neun Prozent. Zum Vergleich: In
Andalusien sind es drei, in Valencia zwei, in Madrid ein Prozent;
weil dort weitere Energieträger wie Wasser-, Wind- und Atomkraft
zum Zuge kommen.
Auch das ist zu bedenken, wenn man unnötig die Lichter brennen
oder die Klimaanlage bei geöffnetem Fenster laufen lässt: Die
Erzeugung von Strom ist auf der Insel deutlich schmutziger als auf
dem Festland. Für die Bereitstellung von einer Megawattstunde
werden auf der Insel 843 Kilo des Treibhausgases Kohlendioxid in
die Atmosphäre ausgestoßen. Auf dem Festland wird hingegen
lediglich die Hälfte, 427 Tonnen, pro Megawattstunde ausgestoßen,
weil dort Energiequellen wie Wasserkraft und das sauberere Erdgas
die Emissionsbilanz verbessern.
Die Balearen sind noch weit davon entfernt, ihren
Schadstoff-Ausstoß auf die im Kioto-Protokoll festgelegte Menge zu
senken. Das wird den Inseln erst gelingen, wenn erstens die für
2009 geplante Meeres-Erdgasleitung errichtet ist, und zweitens der
Anteil der erneuerbaren Energien deutlich aufgestockt wird.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.