Auch wenn die deutsche Nationalmannschaft nach ihrem
Insel-Trainingslager in Palma wieder abgereist ist und inzwischen
ihr neues Quartier im schweizerischen Ascona bezogen hat, beginnt
doch der wahre Rummel auf Mallorca erst jetzt. Denn wenn der Ball
rollt, dann wird die Playa de Palma wieder zur größten Fanmeile der
Insel und dann dürfte auch der Ärger über das wenig fanfreundliche
Vorgehen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) endgültig verfliegen,
der die Nationalkicker weitgehend von der Außenwelt abgeschottet
hatte.
Aber nicht nur die Anhänger der deutschen Mannschaft werden die
Fußball-Europameisterschaft, die an diesem Samstag (7. Juni)
beginnt, von Mallorca aus gespannt verfolgen. Auch die Fans der
beiden Gastgeberländer Schweiz und Österreich dürften sich unter
das Jubelvolk mischen - zumindest wenn es den beiden Nationalteams
gelingt, eine ähnliche Euphorie zu entfachen wie die deutsche
Mannschaft bei der Weltmeisterschaft 2006, die schließlich als
"deutsches Sommermärchen" in die Geschichte einging.
Auf gute Stimmung hofft auch Manolo Martín vom Kultlokal
"Bierkönig". "Für uns ist so ein Ereignis wie die EM natürlich
perfekt", sagt er. Von einem vollen Haus geht er vor allem an den
Spieltagen der deutschen Nationalelf aus. Aber auch alle anderen
Spiele wird es auf seinen Großleinwänden zu sehen geben - wie
voraussichtlich in jeder Kneipe, die inselweit etwas auf sich hält.
Dass die EM Touristen vom Mallorca-Urlaub abhält, glaubt Martín
nicht. "Voll wird es an der Playa auf jeden Fall sein."
Aus österreichisch-deutscher Sicht geht es gleich brisant los:
Denn beide Teams treffen schon in der Vorrundengruppe B
aufeinander. Im Quartett mit Kroatien und Polen geht es um den
Viertelfinaleinzug. Dort könnte dann auch schon die Schweiz warten,
sollte es den Eidgenossen denn gelingen, sich in Gruppe A gegen
Portugal, die Türkei und Tschechien durchzusetzen - oder gegen
zumindest zwei von ihnen.
Auch im Halbfinale können Österreicher, Schweizer oder Deutsche
aufeinandertreffen. Nicht möglich ist dagegen ein rein
deutschsprachiges Finale am 29. Juni in Wien. Das hat der
europäische Fußballverband Uefa durch die Spielplangestaltung
verhindert. Sehr wohl aber könnte der Gegner dann Spanien heißen.
Die Mannschaft von Trainer Luis Aragonés gilt als aussichtsreicher
Kandidat für den Titelgewinn - wie eigentlich immer. Spanien tritt
auch diesmal mit einer Mannschaft an, die zumindest auf dem Papier
zum Favoritenkreis zählt.
Aber nicht nur deshalb dürften ihre Auftritte auch auf Mallorca
genau verfolgt werden. Denn die Mannschaft hat einen unverkennbaren
Bezug zur Insel: Aragonés war einst Trainer von Real Mallorca und
in Dani Güiza und Fernando Navarro gehören zwei Inselkicker zur
Selección.
Und so steht einem mallorquinischen Sommermärchen nichts
entgegen. Es sei denn, alle vier Mannschaften scheiden gleich in
der Vorrunde aus.
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