Der ,,Correfoc" (Feuerlauf) ist einer der typischen Bräuche auf fast allen Fiestas der Insel.

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Mallorca gilt – mal scherzhaft, mal liebevoll behauptet – als das 17. Bundesland der Deutschen. Nun drehen die Insulaner den Spieß um: Sie machen die deutsche Bundeshauptstadt zu einem Teil ihres Mittelmeer-Archipels. Damit wird Berlin neben Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera zur fünften Insel der Balearen.

Drei Tage lang, vom 5. bis 7. Juni, verwandeln die Insulaner den Alexanderplatz im Herzen Berlins in ein südliches Eiland, mit allem, was der Archipel an Kultur, Folklore, Brauchtum, Kulinarischem, Musik und Freizeitmöglichkeiten zu bieten hat. Es ist alles da. Nur einen Strand haben die Mallorquiner nicht mitbringen können.

Wenn in Berlin in diesen Tagen die Brandfackeln lodern und vermummte Gestalten ihr teuflisches Unwesen treiben, dann sind das diesmal nicht die berüchtigten Autonomen-Krawalle im Stadtteil Kreuzberg. Es ist alles ganz anders: Die tanzenden Feuerteufel mit ihren flammenden Fackeln, bengalischen Lichtern und sprühenden Funkenregen führen nichts Böses im Schilde. Vielmehr wollen die „Dimonis” Schabernack treiben und Lust machen auf eine Reise nach Mallorca oder die balearischen Schwesterinseln. Was kaum ein Mallorca-Tourist und noch weniger Bundesbürger wissen: Die kostümierten Teufel sind urtypisches, archaisches Brauchtum der Inseln. Nicht nur an Karneval, sondern bei den Volksfesten in den Dörfern der Inseln gehören sie zum bunten Unterhaltungsprogramm.

Strahlend wie noch nie präsentiert die neue Balearen-Regierung den Archipel im Berlin. „Es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Event in diesen Dimensionen in Deutschland auf die Beine stellen”, sagt der balearische Tourismusminister Francesc Buils.

Aufwand und Kosten werden nicht gescheut. Ein Dutzend Rassepferde, zahlreiche Musik- und Volkstanzgruppen, Tonnen an regionaltypischen Lebensmitteln, unzählige Informationsbroschüren und bis zu 90 Mitarbeiter sind nach Berlin befördert worden. Die Kosten für die dreitägige Balearen-Show beziffert das Ministerium auf 700.000 Euro.

Bis zu zehn unterschiedlich große Zelte sind zu dem Spektakel auf dem Alexanderplatz errichtet worden. Das größte misst 30 mal 30 Meter, besteht aus transparentem Material und bietet Platz für die Reitervorführungen mit menorquinischen Pferden. Jede halbe Stunde werden jeweils vier der insgesamt zwölf Pferde zehn Minuten lang die Dressurkunst der kleineren Mittelmeerinsel zelebrieren. Die Reitshows finden den ganzen Tag über von 11 bis 22 Uhr statt.

Ein anderes Zelt (10 mal 20 Meter) beherbergt eine Bühne, auf der bekannte Musikgruppen der einzelnen Inseln aufspielen. Aus Mallorca sind dabei die Jazz-Combo Wonderbrass und Cap Pela.

In den übrigen Zelten können Wurst- und Gebäckwaren probiert werden, dazu gibt es regionale Weine und Kräuterliköre sowie Handwerkskunst. Korbflechter und Töpfer stellen ihr Können live unter Beweis. Für Kinder werden in einem anderen Zeit Umwelt-Workshops veranstaltet.

Damit nicht genug, haben die balearischen Tourismusverantwortlichen als Stargast Musikproduzent Dieter Bohlen eingeladen. Im Beisein hochrangiger Prominenz der Inseln und Berlins wird der bekennende Mallorca-Fan den offiziellen Auftakt der Balearen-Show als Moderator begleiten.

Ziel der Balearen-Show ist es, potenziellen Endkonsumenten für einen Mallorca-Urlaub die kulturelle Vielfalt der Inseln ins Bewusstsein zu rücken, sagt die Direktorin des balearischen Fremdenverkehrsamtes Ibatur, Susanna Sciacovelli. Viele Menschen verbinden die Inseln ihren Worten zufolge mit Sonne, Strand und Meer. „Wir möchten, dass die Berliner und ihre Besucher entdecken, was die Balearen alles zu bieten haben – ganz abgesehen von ,sol y playa'.” Der Ansturm der Berliner auf dem Alexanderplatz dürfte aber nicht nur aus diesen Gründen groß sein. Die Balearen-Regierung verlost in Kooperation mit Air Berlin und den Hotelverbänden 40 Reisen für jeweils zwei Personen auf die Inseln. Den Gewinnern winken Gratisflüge und Unterkünfte, Gutscheine für Golf, Weinproben und Museumsbesuche.

Die Organisatoren rechnen mit 200.000 Besuchern in der Balearen-Zeltstadt auf dem Alexanderplatz. So viele Gäste kamen nämlich bei einer Pilotveranstaltung zusammen, die die Balearen-Regierung im Februar auf der zentralen Plaza Colón in Madrid veranstaltet hatte. Jetzt, im Sommer, dürften noch weitaus mehr Menschen die „fünfte Balearen-Insel” besuchen. „Wenn das Wetter mitspielt”, so das Stoßgebet von Susanna Sciacovelli.