Es schüttete sprichwörtlich wie aus Eimern:
Derartig große Regenmengen wie zu Pfingsten hatte Palma zuletzt vor
24 Jahren erlebt. Den absoluten Tagesrekord jedoch hält Lluc: Dort
fielen am Freitag vergangener Woche 152 Liter Regen pro
Quadratmeter. So viel Niederschlag an einem einzigen Tag dieses
Monats wurde seit Aufzeichnung der Wetterdaten zuletzt 1949
registriert.
Pfingsten fiel also auf Mallorca komplett ins Wasser. Allein in
Porreres prasselten zwischen dem 8. und 11. Mai über 300 Liter pro
Quadratmeter vom Himmel. In Lluc waren es immerhin noch 226'5.
Das Nachsehen hatten an diesem Pfingstwochenende nicht nur die
Urlauber, die so zahlreich wie selten zuvor das lange Wochenende
gebucht hatten, sondern auch die Residenten. Wer sich nach den
warmen Tagen der vergangenen Wochen auf einen Kurzurlaub am Strand
gefreut hatte oder Ausflüge mit der Familie geplant hatte, wurde
enttäuscht. Leere Strände, verlassene Cafés und Terrassen, Straßen,
die unter Wasser standen, und Regenschirme prägten das Bild auf
Mallorca. Dabei waren zumindest die Residenten vorbereitet, denn
die Regenfront, die am Donnerstagabend ihren Einzug hielt, war Tage
zuvor angekündigt worden.
Das nützte den Urlaubern wenig, zum Stornieren war es zu spät.
Was für die Besucher aus Deutschland doppelt bitter war, denn zu
Hause herrschte - selten genug - schönstes Pfingstwetter. Nicht nur
die Bildzeitung freute sich mit den Daheimgebliebenen: "Sonnsation"
titelte das Boulevardblatt am Sonntag, Deutschland freute sich über
28 Grad und Super-Sonne, Mallorca litt bei 18 Grad und
Dauerregen.
Deutsche Fernsehsender schickten Reporter, um das Wetter-Elend
auf der Insel zu dokumentieren, der Radiosender NDR startete gar
eine Aktion, in der Hörern die Rückerstattung der Stornogebühren
für die "Reise in den Regen" angeboten wurde.
Während Urlauber deprimiert durch verregnete Straßen
schlenderten oder Zuflucht in Restaurants und Bars suchten, litten
die Veranstalter verschiedenster Mai-Märkte in den Dörfern der
Insel unter den lauen Besucherzahlen. Ob des ungemütlichen Wetters
blieben die Stände der sonst gut besuchten "Fires de Maig" in
Campanet, Campos, Lloret, s'Horta und Son Carrió leer. Geplante
Aufführungen im Freien wurden abgesagt, die Bauern ließen die
meisten ihrer Tiere, die auf den Märkten präsentiert werden
sollten, im Stall.
Schlimm traf es auch die Straßen der Inseln. Besonders in den
Gemeinden Andratx, Calvià und Palma waren Wege durch Geröll,
Schlammmassen oder Überschwemmungen unpassierbar. Polizei und
Feuerwehr mussten von Freitag bis Montag mehrmals ausrücken, um ein
Verkehrschaos auf den Straßen zu verhindern. Der Tunnel auf der Vía
Cintura musste am Samstag wegen der Wassermassen zeitweise gesperrt
werden, ebenso wie der Tunnel von Son Oliva.
Der starke Regen verursachte auch zahlreiche Unfälle auf den
Straßen der Insel. Der schlimmste ereignete sich am Sonntagabend in
Portocolom, bei dem zwei deutsche Frauen ums Leben kamen.
Für die Insel waren die Niederschläge allerdings ein wahrer
Segen. Landwirte hatten schon seit Monaten über zu wenig Regen
geklagt, und auch die Stauseen im Gebirge sind nun mit 72 und 89
Prozent wieder gut gefüllt.
Ein besonderes Schauspiel bot sich im Naturpark Gabellí Petit
bei Campanet: Dort sprudelte die Quelle "Ses Fonts Ufanes". Rund
700 Schaulustige pilgerten in das Waldstück, um den Wildbach zu
sehen, der nur bei heftigen Regenfällen aus dem steinigen
Untergrund hervorbricht.
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