Mallorcas Fremdenverkehrsverband Fomento del
Turismo umfasst in der Regel alle Kräfte, die sich für die
Tourismuswirtschaft auf der Insel stark machen. Das sind in erster
Linie die Hoteliers, aber auch Unternehmer der Reiseindustrie und
all jener Wirtschaftssektoren, die vom Geschäft mit den Urlaubern
leben. Von daher lautete die Devise der 1905 gegründeten
Organisation seit Jahrzehnten: mehr Service, mehr Angebot, mehr
Wachstum.
Doch damit ist jetzt Schluss. In dem als konservativ bekannten
Unternehmerverband zeichnet sich ein spektakulärer Wandel ab. Mit
einem als „Manifest” bezeichneten Forderungskatalog drängt der
Verband auf die Lösungen dringlicher Landschafts- und
Umweltprobleme. Das Papier würde jedem grünen Öko-Verein zur Ehre
gereichen. „Wir sind an einem entscheidenden Wendepunkt”, warnt
Fomento-Präsident Álvaro Middelmann, österreich-stämmiger Spanier
und Air-Berlin-Direktor für Spanien und Portugal. Es sei höchste
Zeit für mutige Lösungen, die der Insel eine Zukunftsperspektive
böten. Mallorca solle dadurch zum „Synonym” werden für den
„respektvollen Umgang mit der Natur”.
Die sieben Punkte des Manifests fordern den Erhalt und Schutz
der Landschaft vor weiterer Bebauung. Neue Infrastrukturen sollten
allenfalls der Entzerrung der saisonalen Abhängigkeit der Insel von
den Sommermonaten dienen. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs
müsse erste Priorität haben. Weiter fordert der Katalog die Nutzung
der Solarenergie, den vollständigen Einsatz wiederaufbereiteter
Abwässer, Einsparungen im Energieverbrauch und ein Management der
Naturschutzgebiete und Landschaftsparks nach modernsten
Umweltstandards.
Das Manifest ist Middelmanns Worten zufolge das Ergebnis einer
langen Reflexion des gesamten Vorstandes und intensiver Gespräche
mit vielen, auch Tourismus-kritischen Vertretern der balearischen
Gesellschaft. Die Erkenntnis ist, dass sich die Gesellschaft einen
nachhaltigen Tourismus wünsche, der nicht mit Umwelt- und
Ressourcenzerstörung einhergehe. „Der Tourismus kann nicht nur
nachhaltig sein – er muss es sogar sein”, betonte Middelmann vor
den zahlreich erschienenen Medienvertretern. Nur auf diese Weise
könne der Tourismus als wirtschaftliche Grundlage der Insel und
Quell des Wohlstandes für die Zukunft bewahrt werden.
Um dies zu erreichen, sei eine bessere Finanzausstattung der
Inseln nötig. Das Fomento appellierte an die Politiker in Palma und
Madrid, endlich Abhilfe zu schaffen.
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