Nach der Zusammenkunft von Bundeskanzlerin
Angela Merkel mit dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis
Rodríguez Zapatero in Palma sind die Erwartungen an den Besuch der
Ernüchterung gewichen. Insbesondere die spanischen Inselmedien
sparten nicht mit Kritik am Ablauf und den Ergebnissen des
deutsch-spanischen Gipfels, der am vergangenen Donnerstag erstmals
in 24 Jahren auf Mallorca stattgefunden hatte. Weder politisch noch
gesellschaftlich seien Maßstäbe gesetzt worden. Lediglich „Fotos,
und wenig mehr” seien bei dem Treffen herausgekommen, schrieb die
MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”.
Zumindest in den spanischen Fernsehnachrichten wurde der
Zusammenkunft mehr Sendezeit eingeräumt als bei deutschen
Anstalten, die sich auf Beiträge von wenigen Sekunden, wenn
überhaupt, beschränkten.
Die Erklärung für das spanische Interesse ist hintergründig: Nur
wenige Stunden vor Palma hatte die Bundeskanzlerin in Paris den
spanischen Oppositionsführer Mariano Rajoy getroffen. Gemeinsam mit
Frankreichs Präsidenten Sarkozy wünschte Merkel dem Chef der
konservativen Partido Popular „von ganzem Herzen” den Wahlsieg bei
den spanischen Parlamentswahlen im März.
Bei den wenigen Fragen, die auf der Pressekonferenz in Palma
erlaubt waren, kam dieser Sachverhalt zur Sprache. Ob Merkel
Zapatero ebenfalls Erfolg wünsche, wurde die Bundeskanzlerin
gefragt. Die CDU-Chefin nahm die Frage souverän. „Wir haben
natürlich darüber gesprochen”, sagte sie gelassen. Ihr und Zapatero
seien trotz freundschaftlicher Zusammenarbeit bewusst, dass sie
unterschiedlichen europäischen Parteifamilien angehörten. So wie
sie selbst damit leben müsse, dass Zapateros Herz für die SPD
schlage, so müsse er damit leben, dass das ihrige dies für die
Partido Popular tue. „Das hindert uns aber nicht daran, gut
zusammenzuarbeiten.”
Zapatero machte ebenfalls eine gute Figur. Er akzeptiere die
Ansichten Merkels. Über den künftigen Regierungschef entscheide
ohnehin die spanische Bevölkerung.
Im Vorfeld hatten spanische Medien Zapatero vorgehalten, er
suche mit dem Gipfel wenige Wochen vor den Wahlen ohnehin nur
außenpolitischen Glanz in Merkels Nähe.
In Palma erbrachte die von beiden Politikern gelobte Kooperation
zumindest einige Absichtserklärungen, nach denen sich Spanien und
Deutschland gemeinsam den Herausforderungen in Sachen Klimawandel,
Immigration, Sicherheit und Finanzpolitik stellen wollen (siehe
Kasten).
Anlass zur Kritik gab auch die Verleihung eines
Wirtschaftspreises an die Bundeskanzlerin in der Lonja. Einmal
abgesehen davon, dass es keine Cocktails und Häppchen, nicht einmal
eine Garderobe gab: Weder Merkel noch Zapatero gewährten den dort
versammelten Vertretern aus Balearen-Gesellschaft und deutschem
Residententum einen Moment der Begegnung, des kurzen
Gesprächs.Gleichwohl äusserten sich die anwesenden Residenten
überwiegend positiv.
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