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Sie war das Vorzeigeprojekt der balearischen Vorgänger-Regierung in Sachen óffentlicher Nahverkehr, entpuppt sich aber mehr und mehr als megateures Skandalbauwerk: Acht Monate nach Fertigstellung der U-Bahn, die Palmas Zentrum mit dem Industriegebiet Son Castelló und dem Universitätsgelände an der Straße Richtung Valldemossa miteinander verbindet, muss die Streckenführung der Metro nun an der Hauptverkehrsader von Palmas wichtigstem Polígono erneut aufgerissen werden, um den Pfusch am Bau zu beseitigen. Bereits seit fünf Monaten ist die Linie außer Betrieb, nachdem Regenwasser die Gleise und Stationen überschwemmt hatte und eine lange Liste von Baumängeln zu Tage getreten ist.

Die neue Metro war im vergangenen Jahr kurz vor den Regionalwahlen von der damaligen konservativen Balearen-Regierung (PP) quasi als umweltfreundliches Gegenstück zum stark vorangetriebenen Ausbau des Autobahnnetzes präsentiert worden. Nun muss sich die Nachfolge-Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Francesc Antich mit dem fehlerhaften Bauwerk (und eventuell auch mit horrenden Folgekosten für die Instandsetzung) herumschlagen. Da in Spanien in wenigen Wochen Parlamentswahlen anstehen, wird das Thema von den Linken derzeit gerne zur Stimmungsmache gegen die PP im Wahlkampf benutzt. Die PP-Politiker werfen der Regierung wiederum vor, die Reparaturen unnötig in die Länge zu ziehen. Wenn sie heute noch etwas zu sagen hätte, „dann wäre das Problem bereits gelöst”, tönte Mabel Cabrer, die für den Metro-Bau als frühere balearische Bauministerin die Verantwortung trägt. Man sei die Pfuscherei der Vorgänger leid, konterte ein Sprecher des aktuellen Verkehrsministeriums. Um das Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen und weitere Fehler zu vermeiden, habe man die monatelange Planungszeit benötigt.

Seit Oktober wurden verschiedene Reparaturarbeiten in den Metrostationen von Son Sardina und Jacint Verdaguer durchgeführt. Und am vergangenen Mittwoch ist mit Bauarbeiten im Industriegebiet Son Castelló begonnnen worden. Dort stöhnen die Geschäftsleute noch heute, wenn sie an das Verkehrschaos und die Umsatzverluste denken, die ihnen der Metrobau beschehrt hatte. Nun müssen sie sich auf weitere vier bis sechs Monate Verkehrsbehinderungen sowie Belästigungen durch Lärm und Dreck einstellen.

Überraschung: Bei der Planung der Instandsetzungsarbeiten kam heraus, dass beim Bau des Entwässerungssystems der Tunnel entlang der Vía Asima vom ursprünglichen Projekt abgewichen worden war. Anstatt die Regenabfluss– kanäle an die bestehende Kanalisation anzubinden, wurden gesonderte Leitungen mit geringerem Durchmesser gebaut. Mit dem bekannten Resultat: Bereits bei Niederschlägen von 15 Litern pro Quadratmeter wurde die Metro zum ersten Mal im August überflutet. Nun sollen neue Entwässerungssysteme mit höherer Kapazität gebaut werden. Neue Rampen sollen verhindern, dass das Wasser durch die Treppen in die Tunnel eindringt. Auch der neue Zentralbahnhof für Metro, Bahn und Busse in Palma soll ein neues Drainagesystem erhalten. Dazu kommen Reparaturen am elektrischen System und an den Aufzügen, die ebenfalls durch die Überflutung beschädigt worden sind.

Was die Sanierung der Metro insgesamt kosten wird, darüber wagt derzeit noch niemand eine Prognose. Auf rund zehn Millionen Euro werden die Ausgaben für die bereits in den vergangenen Monaten ausgeführten Arbeiten zur Beseitigung der Schäden geschätzt. Rechnungen in Höhe von 40.000 Euro pro Monat fallen alleine für den Einsatz von drei Bussen an, die seit dem Stillstand der Metro das Zentrum mit dem Industriegebiet verbinden. Wer letztendlich für welche Kosten aufkommen muss, wird vor Gericht entschieden. (ele)