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Es hat in der letzten Woche für reichlich Diskussionen und Verwirrung gesorgt, doch jetzt steht es fest: Schulbücher werden von der Balearen-Regierung subventioniert, allerdings zunächst nur mit 100 Euro pro Kind und das auch nur für die erste und zweite Klasse der sechsjährigen Grundschule (primer ciclo de primaria). 1'3 Millionen Euro stellt das Schulministerium dafür bereit.

Gleich zwei Modelle gab die neue Erziehungsministerin Bàrbara Galmés am vergangenen Donnerstag bekannt. Noch in diesem Jahr bekommen die Eltern der ersten und zweiten Klassen laut Modell eins je 100 Euro pro Kind erstattet, allerdings frühestens im Januar und nur gegen Vorlage der Quittung. Erstattet werden laut Galmés ausschließlich die Kosten für die sogenannten Textbücher (libros de texto), die in der Schule bleiben und nicht mit nach Hause genommen werden. Sie sollen den Grundstock für zukünftige Schulbibliotheken bilden, aus denen die Bücher von Schüler zu Schüler weitergegeben werden.

Die Arbeitsbücher (cuadernos de actividad), in denen die Schüler schreiben und Aufgaben lösen, müssen nach wie vor von den Eltern gekauft werden und können auch von den Grundschülern zum Arbeiten mit nach Hause genommen werden. Sie werden allerdings hauptsächlich in der ersten und zweiten Klasse gebraucht, ab der dritten Schulklasse schreiben die meisten Kinder in Hefte, und nicht mehr in die Lehrbücher.

Für alle anderen Klassen, ob öffentliche Schule (centro público) oder subventionierte Privatschule (centro concertado), ändert sich zunächst noch nichts. Spanische oder internationale Privatschulen sind von der Regelung ausgenommen. Das Modell ist in diesem Schuljahr noch für alle Schulen freiwillig, wer auch die Textbücher lieber kauft, um sie dann mit nach Hause nehmen zu können, dem sei dies freigestellt.

Im Schuljahr 2008/2009 soll dann laut Schulministerium das Modell zwei in Kraft treten, welches besagt, dass schrittweise – bis 2012 – die Textbücher für alle Schüler kostenlos sein sollen. Die Kinder bekommen die Lehrbücher gratis, die Lernmittel verbleiben aber im Besitz der Schulen. Am Ende des Schuljahres werden die Bücher dann wieder zurückgegeben und im folgenden Jahr an die nächsten Schüler weitergegeben. Dies soll mindestens vier Jahre hintereinander geschehen, der Zeitraum, in dem die Verlage verpflichtet sind, keine inhaltlichen Änderungen vorzunehmen.

Wer die Bücher in einem unbrauchbaren Zustand zurückgibt oder eine Klasse wiederholt, muss aus eigener Tasche zahlen. Zurzeit wird ein „Pfandmodell” diskutiert, nach dem die Eltern eine bestimmte Summe für die Bücher hinterlegen müssen, die sie bei Rückgabe der intakten Bücher erstattet bekommen. Dieses Modell soll im nächsten Schuljahr für die erste bis dritte Klasse sowie für die erste Klasse der Mittelstufe (siebte Klasse, primero de ESO) eingeführt werden, bis 2012 kommen jeweils zwei neue Jahrgänge hinzu.

In diesem Schuljahr können sich die Schulen freiwillig an dem neuen Modell beteiligen, ab dem Kurs 2008/2009 ist das „Leihmodell” für alle öffentlichen Zentren obligatorisch, für die anderen Schulen freiwillig. Das wiederum bedeutet, dass nach dem neuen System Gratisbücher in Zukunft nur für die „colegios públicos” garantiert sind. Denn es gibt Einrichtungen, die – entgegen der Auffassung der meisten Eltern – nicht mit dem Modell Leihbuch einverstanden sind.

„Ein Buch ist ein Schatz, der nicht gewürdigt wird, wenn er immer weitergegeben wird”, sagt Marta Monfort Miserachs, Leiterin der Vereinigung der katholischen „colegios concertados” und Direktorin der Oberstufe der Schule „Madre Alberta”. Subventionen für Bedürftige unterstütze sie, aber kostenlose Bücher für alle, besonders für die, die es sich leisten könnten, dagegen wehre sie sich strikt.

Die Elternvereinigungen sprechen allerdings eine andere Sprache. Sie wehren sich seit Jahren gegen die hohen Kosten der Lernmittel und fordern nun von der neuen Regierung, ihre Ankündigung wahr zu machen. „Wer Gratisbücher garantiert, kann hinterher nicht 100 Euro pro Kind anbieten. Die Regierung soll die Kosten kalkulieren – vier Millionen Euro? – und das Geld auf den Tisch legen”, fordert José Ingazio Pérez Argüelles, Vorsitzender der Vereinigung der Familien der Balearen. Auch die Elternvereinigung der Schüler der Balearen, Faib–Concapa, kritisierte das geplante Modell. „Bücher sind interaktives Lehrmaterial und sollten im Besitz der Schüler sein”, sagte der Faib–Sprecher Jordi Llabrés.