Das Kunstgemälde mit dem Palmenmotiv ist aus dem Dienstzimmer verschwunden, dafür fällt auf dem Aktenschrank ein silberner Motorradhelm ins Auge. Wolfgang Wiesner, der neue deutsche Konsul in Palma, ist seit 17. August im Amt. Seitdem fährt er morgens mit dem Motorrad von Zuhause, einer Finca bei Marratxí, ins Büro. Krawatte und Anzug dürften dabei ganz schön im Fahrtwind flattern.
Wie war der Start in Palma? „Hektisch, aber gut”, antwortet der 54-jährige Berufsdiplomat. An jenem Morgen flog Wiesner aus Amsterdam, wo er das Deutsche Generalkonsulat geleitet hatte, nach Palma. Kurz nach der Landung steckte er am neuen Arbeitsplatz bereits mitten im Tagesgeschäft. Gerade die Hochsaison hält viel Arbeit vor.
Es begann mit Todesfällen durch Verkehrsunfälle sowie einigen Deutschen, die von der Polizei inhaftiert worden waren. „In Amsterdam konnte ich bei 19 Mitarbeitern die Arbeit delegieren. Hier aber, bei nur sieben Mitarbeitern, musste ich gleich selbst mit ran und am Schalter stehen.”
Überraschend kam die ungewohnte Inanspruchnahme indes nicht. „Ich wusste, dass hier viel Arbeit auf mich wartet und jeder mit anpacken muss. Die Erwartung hat sich bestätigt. Hier geht es Schlag auf Schlag.” Dessen ungeachet freut sich Wiesner, Konsul auf Mallorca zu sein. „Ich finde es spannend, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Ich bin da eher Praktiker, weniger Theoretiker.” Aussichten auf eine Planstelle zusätzlich gebe es indes nicht, sagt Wiesner, und gibt damit zu erkennen, dass er sie bereits beantragt hat.
Hektisch ging es in den vergangenen Tagen nicht nur beruflich zu. Zwei Tage vor Amtsantritt wurde der gebürtige Ülzener zum zweiten Mal Großvater. Noch hat der Konsul die Enkelin nicht im Arm halten können, aber in ein paar Tagen wird seine Tochter mit dem Sohn und dem Baby zu Besuch kommen. Unterdessen hält Wiesners Ehefrau die Stellung auf der Finca, beaufsichtigt die Handwerker, die eintreffen, wann immer es ihnen nötig erscheint. Es sind die bekannten Anfänge eines jeden Residenten-Daseins auf Mallorca. „Aber das wird schon alles werden”, gibt sich Wiesner zuversichtlich.
Nach Dienststationen in Mogadischu, Trinidad und Tobago, Paris, Nairobi und Karatschi lässt sich der Berufsdiplomat mit knapp 30 Jahren Diensterfahrung sicherlich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen. Und gerade für Mallorca fühlt sich Wiesner bestens gewappnet. Denn erstens ist die Arbeit aufgrund des Umfeldes - viele Residenten und viele Touristen - ähnlich wie in Amsterdam. Und zweitens ist der Konsul nach vier Jahren Madrid (1991-1995) auch im Spanischen sattelfest.
So konnte er sich dem balearischen Ministerpräsidenten Francesc Antich selbst vorstellen, als dieser einen Empfang bei der Basketball-EM gab. Und bei den Spielen der deutschen Mannschaft war Wiesner samt Gattin ebenfalls zugegen. „Ich finde es schon wichtig, Flagge zu zeigen.”
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