Big is beautiful: Wer in Port d'Alcúdia ausgeht, der hat nicht nur die Qual der Wahl – er hat auch platte Füße, wenn er nicht gerade Siebenmeilenstiefel trägt. Vergeblich sucht der Partylustige hier einen „Kern” des Geschehens: Überall ist was los, aber nichts ist überlaufen – denn die Touristenströme verteilen sich gleichmäßig. Das gilt auch für die Nationalitäten: Obwohl vor allem Briten hierher kommen – auch viele Festlandspanier, Holländer, Portugiesen, Franzosen und Deutsche ziehen durch die Straßen.
Sanft zirpen die Grillen in der anbrechenden Sommernacht. In der Terrassenlounge des „Chili” knabbern junge Leute chillend an ihrer Pizza. Hier auf der lang gezogenen Mole des „Alcúdia Mar” direkt im Hafen, startet ein lauschiger Abend: In schicken Restaurants, stylischen Cafés. Wer bis vorne an die Spitze der Mole bummelt, vorbei an den bunten und nach Räucherstäbchen und Patschuli duftenden Auslagen des Straßenmarktes, sitzt nicht wie weiter hinten neben schaukelnden Yachten, sondern direkt über der Tiefe des Meeres: Hier hat die „Sa Cantina des Port” eine Chiringuito-Bar aufgebaut, aus den Lautsprechern pulsieren kubanische Rhythmen.
Ruhiger zu geht es im „Café Milano”: Eine Gruppe Mädchen schlürft giggelnd an ihrer Latte Macchiato – der letzten Koffein-Spritze, bevor sie sich ins Partygetümmel stürzen. Das ist ein paar Straßen weiter, auf dem endlosen Hotelboulevard Richtung Can Picafort bereits am köcheln.
Angeheizt vom ersten Bier stehen die vor drei Stunden angereisten Kölner, Peter, Bico und vier weitere Freunde, vor der Diskothek „Bell's”. Ganz männlich geben sie sich vor siebzehnjährigen Baden-Württembergerinnen, powern am aufgestellten Hau-den-Lukas ihre Enttäuschung heraus: Denn die ersehnte Wahl zur Miss „Wet-T-Shirt”, die hier jeden Freitag stattfindet, wird erst in ein paar Stunden losgehen.
In der „Blue Lounge” räkeln sich Frauen im Schwarzlicht auf orientalischen Sofas unterm Moskitonetz. Sanft bläht sich die Gaze im Abendwind, vom indischen Stand nebenan weht Fettaroma und ein scharf-würziger Duft herüber. Bodenständig britisch geht es an den Kanälen zu. An den tiefschwarzen breiten Adern, die sich durch das Viertel ziehen, reihen sich die Korbstühle der vollhölzernen „Good old England”-Pubs. Vor dem „Kev's” steht sich Ticketero Steven aus Wales die Beine in den Bauch: „Dieses Jahr ist es auffallend ruhig”, meint er. Zum Ausgehen empfiehlt er das „Cheers”. Obwohl die Ein-Raum-Disco bei seinen Landsleuten sehr beliebt ist: Sie wirkt wie eine mit Gartenmöbeln vollgestopfte Halle, in der das Licht ausgeschaltet wurde. Wer stylische Diskotheken sucht, geht ab zwei Uhr lieber ins „Menta” oder ins „Magic”.
Bei Letzterer führt, wie im „Tito's” in Palma, ein gläserner Aufzug nach oben: In diesen Genuss allerdings kommen nur die VIPs. Und anstelle auf Palmas Yachthafen hat man hier nur einen fantastischen Ausblick auf einen Verkehrskreisel. „Wow, das ist cool hier!”, meint Victoria dennoch begeistert, die mit ihrer Freundin Vanessa für einen Abend von Palma hergefahren ist. Denn die Tanzfläche ist unter einer riesigen Glaskuppel, gibt den Blick frei aufs Sternenzelt. „Wenn wir doch nur in Deutschland solche Diskotheken hätten!”, schwärmen die beiden, dann ziehen sie noch weiter ins „Menta”. Hier sind vor allem Spanier auf der Tanzfläche – und in dieser Nacht auch Römer.
Gleich hinterm Eingang in der weitläufigen Gartenanlage hat es den Anschein, als sei man soeben durch eine Zeitschleuse gegangen: Links stehen römische Wachen in Helm und Sandalen, rechts bittet Cleopatra ihren Cäsar lasziv mit ausgestreckter Zigarette um Feuer. Alle, die in Motto-Kleidung kommen, sparen sich den Eintritt zum Abtanzen. Wie gut, dass im Morgengrauen der Wellness-Bereich für von Bar zu Bar getingelte, angeschwollene Beine nur einen Steinwurf entfernt ist: Das Meerwasser umspült die Blasen lindernd wie flüssige Seide und die feinen Sanddünen sind wie ein großes, weichrieselndes Bett.
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