Sein Tod war plötzlich und unerwartet und ließ
Mallorca für einen Moment den Atem anhalten: Am Sonntag starb der
mallorquinische Politiker, Sprachlehrer, Journalist, Übersetzer und
Autor Josep Moll Marquès an Herzversagen. Niemand spricht ohne
Respekt, Zuneigung und Ehrerbietung von ihm. „Er war ein guter
Mensch”, der wohl am häufigsten gehörte Satz. Die Trauerfeier für
„Pep” Moll, wie ihn seine Freunde nannten, fand am Dienstag in der
Kirche Sant Francesc in Palma statt.
Pep Moll wurde am 7. Dezember 1934 auf Menorca als Sohn des
Linguisten und Philologen Francesc de Borja Moll geboren. Die Molls
sind eine der bekanntesten balearischen Familien. Der vom Vater
1934 gegründete Verlag ,,Editorial Moll” existiert bis heute und
wird von Pep Molls Bruder Francesc de Borja Moll geführt. Wie sein
Vater, der 1962 das erste katalanisch-valencianischbalearische
Wörterbuch herausgab, war Pep Moll ein leidenschaftlicher
Verfechter der katalanischen Sprache. Was sein Leben von früh an
bestimmte. Denn Catalán war, als der junge Pep Moll Berufspläne
machte, verpönt.
So studierte er, zunächst halbherzig, Chemie und ging als
Werksstudent mit 23 Jahren zu BASF nach Ludwigshafen. 1959 und 1960
jobbte er gelegentlich als Reiseleiter auf Mallorca. Immerhin
begann zu jener Zeit der große Tourismusboom, und Leute mit
deutschen Sprachkenntnissen waren mehr als gesucht.
Auf Mallorca lernte er eine junge Touristin kennen: Karin
Kammerich. Sie folgte ihrer Liebe nicht sofort nach Mallorca,
sondern erwartete von Pep Moll, dass er zunächst nach Deutschland
kommen solle. Zumal ihre Eltern von der möglichen Hochzeit mit
einem „mittellosen Ausländer” nicht gerade begeistert waren.
Pep Moll ging nach München und absolvierte eine Ausbildung an
einem Dolmetscher-Institut und blieb – als Dozent für Deutsch und
Spanisch. 1965 publizierte er eine spanische Grammatik für
Deutsche, nach der Generationen von Mallorca–Residenten ihre ersten
spanischen Sätze lernten. In den Folgejahren wurden die Töchter
Susanna, Regina und Alexandra geboren; inzwischen gibt es drei
Enkelkinder. Deutsch war und blieb Verkehrssprache der Familie
Moll.
In den 60er Jahren wurde Pep Moll zum „bekanntesten Spanier in
Deutschland”; er redigierte und moderierte für spanische Hörer des
Bayerischen Rundfunks jahrelang die Sendung „Dígamelo en alemán”
und Programme für spanische Arbeitnehmer in Deutschland.
Doch Pep Moll war auch politisch aktiv. 1968 trat er der SPD
bei, gründete zugleich die Münchner Ortsgruppe der Spanischen PSOE.
Nach dem Tod Francos im Jahr 1975 übersiedelte die Familie Moll
1977 wieder nach Mallorca. Auch hier war er für die sozialistische
PSOE im Inselparlament aktiv; seine Partei stellte ihn als
Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Palma auf. Von 1979 bis 1983
saß er im Inselrat, von 1983 bis 1995 im Balearen-Parlament, ab
1987 als dessen Vizepräsident.
„Es war mein Schicksal, ich war immer in der Opposition”, sagte
er einmal gegenüber MM, mit dem er über viele Jahre verbunden war.
MM–Leser kennen und schätzen seine ausgefeilten Texte, mit denen
er, wie auch sonst bei vielen Gelegenheiten, immer versuchte, eine
Brücke zwischen Mallorca und Deutschland zu schlagen, Verständnis
für Unterschiede zu wecken, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Er kannte
seine eigenen Landsleute so gut wie die Deutschen. „So sind wir
Mallorquiner” hieß eine Artikelserie in MM, die später auch als
Buch veröffentlicht wurde.
Bei so viel Kenntnis war es nicht verwunderlich, dass ihm 2003
die Leitung des Balearen–Büros in Berlin angetragen wurde, das nach
dem Regierungswechsel nur 19 Monate später allerdings wieder
geschlossen wurde.
Pep Moll war immer zur Stelle, wenn ihn jemand brauchte, wenn
ihn jemand bat. So auch als Präsident der Associació Alemanya i
Mallorquina in den Jahren 2003 bis 2005. Wenn er auch in den
letzten Jahren kein offizielles Amt mehr bekleidete, war er doch
immer noch in der Parteipolitik aktiv. Ein überzeugter, streitbarer
Sozialist eben. Und ein höchst gebildeter, belesener Mann. Sprachen
waren ein wichtiger Teil seines Lebens. Gemeinsam mit Pere Bonnín
übersetzte er das Werk ,,Die Balearen” von Erzherzog Ludwig
Salvator, was angesichts der vielen historischen Fachausdrücke für
Gerätschaften und Bräuche kein leichtes Unterfangen war.
Vor gut zwei Jahren zogen Pep Moll und seine Frau Karin nach
Binissalem, von da an hörte man ihn häufig über Gartengestaltung
reden.
So betrauert Mallorca den Tod von Pep Moll. Menschen wie ihn gibt
es nicht oft.
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