Auch Martín Chambi (1891-1973) teilte das
Schicksal, das vielen Künstlern bestimmt ist. Erst nach seinem Tod
wurden er und sein fotografisches Lebenswerk von den großen Museum
der Welt gewürdigt. Dass dies einmal so sein würde, davon hätte der
Peruaner zu Lebzeiten nicht einmal zu träumen gewagt. Eine
Ausstellung 1979 im Museum of Modern Art in New York machte die
Welt auf den ersten „Indiofotografen” aufmerksam.
Im Casal Solleric werden bis zum 2. September über 100 im Besitz
der Fundación Telefónica befindliche Schwarz-Weiß-Fotos
ausgestellt. Die meisten wurden zwischen 1920 und 1940 aufgenommen.
Sie zeigen ein Peru der sozialen Kontraste, an denen sich bis heute
nicht viel in der Andenrepublik geändert hat. Vom feisten Banquett
in Schlips und Kragen bis zum zerlumpten Bettler. Landarbeiter
posieren auf einem Berg gesammelter Kartoffeln, hochrangige
Mitglieder der Gesellschaft in ihren Sonntagsanzügen.
Eine Menschenmenge wartet 1928 vor einem Kino in Cusco auf
Einlass. An der abbrökelnden Fassade weist ein riesiges gemaltes
Bild darauf hin, dass der Glöckner von Notre Dame gezeigt wird.
Chambis Fotos sind mehr als historische Zeitzeugen. Sie haben
eine Intensität, die unter die Haut geht, sie sind sensibel und
zeugen von einem großen Respekt gegenüber den abgelichteten
Menschen.
Besonders beeindruckend ist eine Aufnahme, die er 1924
geschossen hat. Ein Polizist in fescher Uniform mit weißen
Gamaschen und gewienertem Schuhwerk zieht einem kleinen, barfüßigen
Indiojungen, den er vermutlich gerade bei irgendetwas ertappt hat,
im wahrsten Sinne des Wortes die Ohren lang.
1930 , viele Jahre vor der amerikanisch-japanischen
Schlacht im Pazifik, drückte Chambi auf den Auslöser, als eine
Gruppe von Indios ein großes Kreuz aufstellte. Dieselbe
Bildkomposition mit US-Soldaten, die auf Iwo Jima eine
amerikanische Flagge aufrichteten, machte den amerikanischen
Fotoreporter Joe Rosenthal weltberühmt.
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