Es war ein Julitag im Jahre 2003, als am späten Nachmittag auf
ganz Mallorca der Strom ausfiel. Nichts ging mehr, Häuser und
Wohnungen waren dunkel, Eisschränke tauten ab, in den Kaufhäusern
standen die Rolltreppen still, die Elektronik an Tausenden von
Hotelzimmertüren funktionierte nicht mehr. In den Speisesälen
wurden die Urlauber bei Kerzenschein notdürftig bewirtet, an der
Playa de Palma kehrte eine ungewohnte Stille ein.
Lediglich die Notstrom-Aggregate der Krankenhäuser, des
Flughafens und anderer wichtiger Einrichtungen funktionierten, und
erst gegen 3 Uhr morgens hatte der Elektrizitätsversorger GESA den
inselweiten Stromausfall wieder behoben.
Der Grund für die Notsituation war, wie sich später herausstellte,
eine Überlastung des Stromnetzes durch Klimaanlagen, denn im Juli
und August 2003 erlebte Europa die schlimmste Hitzewelle seit
Jahrzehnten.
Statistiker zählten in den ersten beiden Augustwochen zwischen
22.000 und 35.000 Tote mehr, als sonst in Europa zu erwarten
gewesen wären. In Frankreich stieg die Sterblichkeitsrate sogar um
54 Prozent. In Deutschland waren Schätzungen zufolge rund 7000 Tote
zu beklagen.
Klimaanlagen können in solchen Hitzeperioden zwar angenehme
Temperaturen schaffen, doch sie verschlingen Unmengen von Energie.
Ein Grund, warum das spanische Ministerium für Industrie, Tourismus
und Handel jetzt eine Kampagne zum Energiesparen startete. Darin
wird unter anderem empfohlen, Räume nicht unter 24 Grad
herunterzukühlen. Raumklimaexperten bestätigen, dass diese
Temperatur für ein angenehmes Arbeitsklima ausreichend sei. In
öffentlichen Gebäuden Spaniens werde diese Empfehlung laut
Industrieminister Joan Clos bereits umgesetzt. Zentral gesteuerte
Anlagen würden nach und nach umgerüstet, denn jeder Raum müsse
einen eigenen Thermostat haben. Jetzt appellierte Clos auch an
private Unternehmen und Haushalte, sich an der Energiesparkampagne
zu beteiligen.
Doch neben einer enormen Energieverschwendung haben die
Raumkühler auch negative gesundheitliche Auswirkungen. Gerade bei
älteren Anlagen führen Verunreinigungen dazu, dass Bakterien in der
Luft verteilt werden, unter anderem auch die gefährlichen
Legionellen, die die sogenannte Legionärskrankheit hervorrufen.
Dabei handelt es sich um eine schwere Form der Lungenentzündung.
Sie befällt vor allem ältere Menschen oder Personen mit chronischen
Krankheiten.
Die Legionärskrankheit ist weltweit verbreitet. Allein in
Deutschland erkranken zwischen 6000 und 10.000 Menschen pro Jahr,
schätzt das deutsche Ro bert-Koch-Institut (RKI). Besonders in
Schwimmbädern und klimatisierten Räumen besteht nach Auskunft der
Mediziner ein erhöhtes Risiko, sich zu infizieren.
Die Gefahr der Übertragung von Legionellen durch verschmutzte
Klimafilter sei nicht neu, ob es heute mehr Fälle gebe als noch vor
ein paar Jahren, sei ihm nicht bekannt, sagt Dr. Dieter Bohl.
„Viele meiner Patienten klagen aber zurzeit über Erkältungen oder
Schmerzen im Kreuz oder im Nacken durch die kalte Zugluft in vielen
Räumen”, erklärt der Allgemeinmediziner. Das hauptsächliche
Zielorgan der Gefährdung ist jedoch laut Ärzten die Lunge. Vor
allem Klimaanlagen, die im Winter nicht benutzt würden, könnten
Schimmelpilze in der Raumluft verbreiten, die besonders Allergikern
oder Asthmatikern Probleme bereiten können.
Verzichten muss man deshalb auf die Raumkühler trotzdem nicht.
Laut Gesundheitsexperten sei es wichtig, besonders am Arbeitsplatz
– wo sich viele Menschen die überwiegende Zeit des Tages aufhalten
– die Geräte regelmäßig zu warten. Ideal sind moderne
Raumklimageräte, die bei richtigem Gebrauch weder für die Umwelt
noch für die Gesundheit eine Belastung darstellen. Energiesparende,
geräuscharme Anlagen werden inzwischen europaweit vertrieben und
sind mit einheitlichen Energielabeln von A (am sparsamsten) bis F
gekennzeichnet.
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