Zu einem guten Politiker gehört, dass er Visionen hat. Jaume
Matas hatte eine Vision: Er wollte Mallorca eine Oper bescheren,
die in einem Atemzug mit der von Sydney genannt würde. Ganz großes
Theater in der Bucht von Palma. Doch in Wirklichkeit inszenierte
der scheidende Ministerpräsident ein billiges Trauerspiel, das
trotzdem viel Geld kostet (S.47).
Mal eben so, ohne die üblichen Wettbewerbe, beauftragte er den
ihm verbundenen Stararchitekten Santiago Calatrava mit dem Entwurf
für das Haus. Kosten für den Steuerzahler: 1'2 Millionen Euro. Mit
diesem „Geschenk” an seine Bürger wollte Matas in den Wahlkampf
ziehen – was die Wahlaufsicht klugerweise verhinderte. Das Vorgehen
des PP-Chefs war schlicht skandalös.
Aber kommen wir doch mal zum Kern der Sache, sprich: zum Projekt
Oper. Der Entwurf Calatravas hat etwas Geniales. Wir haben hier
schon wiederholt für den Bau eines im wahrsten Sinne des Wortes
herausragenden Gebäudes plädiert. Dies wäre eines. Und die Location
ist nicht zu verbessern. Der Kathedrale wird die Schau gestohlen?
Würde ich akzeptieren. Auch unsere Zeit darf architektonische
Zeichen setzen. Ein Wahrzeichen des 21. Jahrhunderts für Palma.
Auf einem ganz anderen Stern steht die Frage der Machbarkeit. Da
sind die Kosten, und da ist die Nutzung. Palma braucht einfach
keine Oper dieses Formats. Eine jüngste Umfrage von „Ultima Hora”
unter Kulturschaffenden brachte die gleiche Skepsis zutage wie eine
frühere von MM: Wie sollen wir die Oper füllen, wenn wir nicht mal
das Auditorium vollkriegen?
Palma ist nicht Sydney: Die Oper war zu hoch gegriffen. Mit
einer Mehrzweck-Arena sähe das vielleicht anders aus. Doch ein
solches (100 Millionen teures!) Projekt muss reifen, die Bürger
müssen mit einbezogen werden. Dann folgen sie vielleicht auch den
Visionen von ehrgeizigen Politikern. Dies hier war nur eine
Einmann-Show. Schade drum.
Der sonst gute Politiker Jaume Matas hat einen Fehler begangen.
Das allein hat ihn nicht die Macht gekostet. Aber symptomatisch war
der abgehobene Alleingang schon.
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