Mallorca - Ein streitbarer Geist war der Mann schon immer: Horst
Abel, 1970 aus Fulda nach Mallorca übergesiedelter Metzger, der auf
der Insel ein Imbiss-Imperium aufbaute. „Wurstkönig” nennt man ihn
hierzulande. Und so heißt auch die gerade erschienene Autobiografie
des 67-Jährigen reißerisch „Der Wurstkönig von Mallorca packt
aus”.
Abel schildert in kurzen Kapiteln viele Erlebnisse aus der
Jugendzeit bis in das neue Jahrtausend. Schwerpunkt der Abelschen
Erinnerungen ist Mallorca.
Der Leser des 190 Seiten starken Schmökers erfährt vieles, was er
über das Leben von Horst Abel bereits aus MM wusste. Manche
Erinnerungen oder Ansichten sind aber für die breite Öffentlichkeit
neu. Und wenn der Buchrücken verspricht „Horst Abel entzaubert das
Ferienparadies Mallorca”, so klingt das übertrieben. Manches in dem
Buch ist aber tatsächlich starker Tobak.
In einfacher, anschaulicher Sprache schildert Abel, welche
Probleme er überwinden musste, um sich geschäftlich auf Mallorca zu
etablieren. Wie er noch zu Franco-Zeiten Fleisch und Geräte zur
Wurstfabrikation schmuggelte, findet ebenso seinen Platz wie
spätere Probleme mit neidischen, einheimischen Nachbarn oder der
Justiz.
Wie ein roter Faden zieht sich Abels Sichtweise der Mallorquiner
durch das Buch. Wenn man all seine Erlebnisse auswertet, handelt es
sich bei den Insulanern um eine verschworene Gemeinschaft, geprägt
von Klüngelei, Korruption und Vetternwirtschaft, die Fremde nicht
in ihr Geschäftsleben eindringen lässt. Um dies zu untermauern,
zitiert der Autor unter anderem Eduard Hingerl, der in den 90er
Jahren den Zirkus „Flic Flac” in der Gemeinde Calvià installieren
wollte, und Peter Waltner, der einst den Rettungshubschrauber
„Heli-Med” auf Mallorca stationiert hatte. Beide waren mit ihren
Ideen gescheitert.
So manchem Mallorquiner und Mallorca-Deutschen mögen sich bei
den Betrachtungen von Horst Abel vor Grausen die Nackenhaare
aufstellen. Es gelingt ihm allerdings, auf platte Polemik zu
verzichten und immer wieder versöhnliche Worte zu finden. Beispiel:
„Erwartet man von den Mallorquinern, in ihre Gesellschaft
aufgenommen zu werden, dann muss man auch eine Gegenleistung
erbringen, die zunächst darin besteht, Aufträge und
Dienstleistungsjobs vorzugsweise an Ortsansässige zu vergeben und
sich an ihre Sitten und Gebräuche zu halten. Das ist in etwa das
gleiche, was wir in Deutschland auch von Ausländern erwarten, die
in unserem Land sesshaft werden möchten. Diesen Aspekt halte ich
für wichtig, weil die meisten Deutschen eine Anerkennung in der
mallorquinischen Gesellschaft einfordern, aber nichts dafür tun.”
Abgesehen von seinen Wurstwaren ist Horst Abel auch in anderem
Zusammenhang in die Öffentlichkeit geraten. Die Tage, als er Ende
1997, Anfang 1998 wegen der Idee zur Gründung einer deutschen
Partei reichlich Gegenwind bekam (nach dem Mord an „Bierkönig”
Manfred Meisel) schildert Abel ebenso aus seiner Sicht wie die von
ihm gegründete „Associació Alemanya i Mallorquina”. Man muss die
Ansichten Abels nicht teilen, das Buch könnte aber durchaus für
Diskussionen sorgen. Ein interessantes Leben lebte der „Wurstkönig”
bis jetzt allemal.
Horst Abel, „Der Wurstkönig von Mallorca packt aus”, Verlag
Parzeller, ISBN 978-3-7900-0388-8, 12'90 Euro.
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