Um kurz nach zehn war es vorbei mit der Ruhe auf Palmas
beschaulichem Paseo Mallorca. Mehrere Dutzend Polizisten und
Steuerfahnder stürmten am vergangenen Donnerstag die Anwaltskanzlei
Feliu, durchsuchten die Büros der angesehenen Rechtsanwälte,
brachen mehrere Tresore auf und beschlagnahmten kistenweise
Beweismaterial. Mehr als ein Dutzend Verdächtige kamen
vorübergehend in Haft.
Seit mehreren Monaten laufen Ermittlungen wegen des Verdachts
auf systematische Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Betrug.
Mehrere hundert Millionen Euro sollen in dunklen Kanälen hin und
her geschoben worden sein. Mittelpunkt des kriminellen Netzwerks
ist laut Polizei die traditionsreiche Kanzlei in Palma gewesen, die
rund 2700 Kunden haben soll.
Die Ermittler haben Hinweise auf ein Netz aus mehr als 800
verschiedenen Firmen, die sich gegenseitig Schwarzgeld zugeschoben
haben sollen. Auch eine Bankfiliale an Palmas Einkaufsmeile Jaume
III. soll sich an der Verschleierung der Herkunft des Geldes
beteiligt haben. Schließlich gehört auch eine Notarkanzlei in Palma
zum Kreis der Hauptverdächtigen.
Auslöser der Ermittlungen waren die Beschwerden mehrerer
ausländischer Grundbesitzer, die festgestellt hatten, dass ihre
Baugrundstücke in der Cala Llamp von Andratx nicht nur an sie,
sondern noch an weitere Gutgläubige verkauft worden waren.
Verkäufer soll eine Firma gewesen sein, die über enge Verbindungen
zur Rechtsanwaltskanzlei Feliu verfügt.
Laut ersten Erkenntnissen der Ermittler bedienten sich die
Beschuldigten einer ganzen Reihe von Tricks, um das Nachverfolgen
der schwarzen Euro-Millionen zu erschweren. So sollen Bankkonten
existieren, deren Inhaber Personen sind, die gar nicht mehr leben.
Offenbar wurden die persönlichen Daten Verstorbener benutzt, um
heimlich Unsummen Geld hin– und herüberweisen zu können. Auch der
Fall einer illegal in Spanien lebenden Südamerikanerin wurde
bekannt, die offenbar als „Strohfrau” diente. Sie sollte
ausgewiesen werden, weil sie nicht über ausreichende Mittel
verfügte, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Nun stellte sich
jedoch heraus, dass sie als Inhaberin eines Kontos firmierte, auf
dem mehrere Millionen Euro lagen.
Der Hauptverdächtige, Rechtsanwalt Miguel Feliu, hat
mittlerweile vor dem Ermittlungsrichter ausgesagt und kam
anschließend nach der Zahlung einer Kaution in Höhe von 500.000
Euro unter Auflagen wieder auf freien Fuß. Ein Ende der
Ermittlungen ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Laut Polizei könnte
sich die Zahl der Verdächtigen in den kommenden Wochen noch
erheblich vergrößern.
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