Mit einem beherzten Schrei reißt Rafael Nadal die Arme hoch, und
lässt im Jubel seine Muskeln spielen. Gerade hat der Mann aus
Manacor seinen ärgsten Konkurrenten besiegt. In einem echten
Sport-Krimi. Palma erlebte den ungewöhnlichsten Schaukampf der
Tennisgeschichte: Die beiden besten Spieler der Tennisgeschichte
kämpften in der Palma Arena gegeneinander. Nadal auf Sand – Federer
auf Rasen. Heimvorteil?: In drei Sätzen schlug Rafael Nadal den
Weltranglisten Ersten Roger Federer.
Rafael Nadel gegen Roger Federer: 7:5 und 4:6 endeten die ersten
beiden Sätze am Mittwochabend in der Palma Arena. Im dritten stand
es zum Schluss 6:6. Der Tiebreak musste die Entscheidung bringen.
Und da wollte keiner das Spiel abschenken. 12:10 lautete das
Resultat. Die neue Mehrzweckhalle der Balearen-Hauptstadt kochte,
zweieinhalb Stunden Tennis vom Feinsten.
Eigentlich war es kein wichtiges Match. Es ging nicht um
Wimbledon oder die French Open. Trotzdem jubelte Nadal befreit und
erleichtert. Denn dieser Showkampf gegen den Schweizer
Weltranglistenersten fand erstens bei ihm zu Hause statt. Und
zweitens handelte es sich um eine Premiere. Zum ersten Mal in der
Geschichte des Tennis wurde auf einem Platz gespielt, der zur einen
Hälfte aus Sand, zur anderen aus Gras bestand.
Hintergrund: Nadal, Nummer zwei der Welt, gilt als bester
Sandplatzcrack. Er gewann am Wochenende das ATP-Turnier „Conde de
Godó” in Barcelona. Das Finale war sein 72. Sieg in Folge auf
Asche. Der Schweizer Federer ist dagegen Rasenkönig. Auf seinem
Lieblingsbelag siegte er 48-mal hintereinander.
Und jetzt ein Platz, der die Vorteile der beiden egalisieren
sollte. Die Tenniswelt schaute auf Palma. Der Event wurde in
Spanien live übertragen, Fernsehbilder aus Palma sind in diesen
Tagen auf allen Kontinenten zu sehen. „Der Kampf der Beläge”
elektrisierte die Tennisfans weltweit schon Wochen zuvor.
7200 Fans ergatterten eine Karte für die Palma Arena.
Darunter ein großer Teil der wichtigen Inselpolitiker, die sich vor
den Wahlen gerne als Sportfans zeigten. Bis kurz vor Beginn
herrschte noch leichte Unsicherheit: Würde das Spiel tatsächlich
stattfinden? Bekommen die Veranstalter das Rasenproblem (siehe S.
4) in den Griff?
Doch alles lief glatt. Und Nadal trumpfte von Beginn an auf. Der
Mallorquiner überraschte die Tenniswelt, denn in den auf der ganzen
Erdkugel via Internet durchgeführten Umfragen hatten meistens zwei
Drittel der Befragten Federer als Favoriten benannt.
Sand oder Rasen – meistens wirkte derjenige besser, der auf Sand
spielte. Denn der Rasen schien nicht in optimalem Zustand. Das sah
der frühere deutsche Daviscup-Kapitän Charly Steeb, der im Publikum
saß, allerdings anders: „Der Platz war in einem relativ guten
Zustand. Trotzdem stimmt es, dass derjenige Vorteile hatte, der in
Richtung Rasen spielen konnte. Das liegt daran, dass es für beide
schwer war, sich immer wieder auf den Rasen einzustellen.”
Den Sieg des Mallorquiners fand der Wahl-Mallorquiner in
Ordnung: „Nadal war in diesem Spiel der Bessere. Federer hat
zwischendurch ein paar leichte Fehler gemacht.” Obwohl Federer nach
gelungenem Start von Nadal Mitte des ersten Satzes besser geworden
war, brachte Nadal den Durchgang mit 7:5 nach Hause. Im zweiten
Satz drehte Federer dann aber auf, gewann 6:4. Dann ein
ausgeglichener dritter Satz – gab es anfangs fast nur Beifall für
Nadal, so zollten die Mallorquiner der Leistung von Federer im
Laufe des Spiels immer mehr Respekt.
Dieser Tennis-Krimi wird wahrscheinlich kein einmaliger Event
gewesen sein. Der „Kampf der Beläge” soll zunächst bis 2010 jedes
Jahr in Palma stattfinden. Den ersten Event ließ sich die
Balearen-Regierung 1'2 Millionen Euro kosten – aber dafür ist
Mallorca mal wieder weltweit in aller Munde.
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