JONAS MARTINY
Eigenwillig. Wer Bernd Schuster wohlgesonnen ist, könnte ihn mit
diesem Wort beschreiben. Er weiß eben, was er will. Wohlgesonnen
sind Schuster aber längst nicht alle und so wird hinter
vorgehaltener Hand kräftig geschimpft über den deutschen
Fußball-Trainer, der sich um fremde Meinungen nicht wirklich zu
scheren scheint. Auch sein Besuch in Palma am vergangenen
Wochenende diente der Imagepflege nicht gerade. „Nenn es, wie du
willst”, blaffte Schuster auf der Pressekonferenz nach der
Niederlage seines FC Getafe einen der Reporter an. Der hatte es
gewagt, Schuster die Frage zu stellen, ob er mit seinem Klub nach
nun acht Spielen ohne Sieg „möglicherweise in einer kleinen Krise”
sei. Auch mit seiner Bewertung der verdienten 0:2-Niederlage sorgte
Schuster für Verwunderung: „Wir haben die ganze Zeit dominiert und
waren klar besser.” Dabei unterschlug er völlig, dass seine
Mannschaft praktisch keine Tormöglichkeit hatte und nach dem
Führungstor von Mallorcas Verteidiger José Nunes nichts nachzulegen
hatte. Der argentinische Nachwuchsspieler Oscar Trejo durfte dann
in der Schlussminute gar Getafes Abwehrspieler zu Slalomstangen
degradieren und locker-leicht zum 2:0 einschieben.
Aber schon vor dem Spiel hatte sich Schuster neue Feinde auf
Mallorca gemacht: Ein Wechsel vom FC Getafe zu Real Mallorca sei
kein Aufstieg für einen Fußballer, war der gebürtige Augsburger
zitiert worden. Getafe spielt gerade seine dritte Saison in der
ersten Liga (Mallorca: 19), steht aber in der Tabelle vor den
Inselfußballern. „Waren Sie dabei, als ich das gesagt habe?”,
fragte Schuster den Reporter, der ihn mit der Aussage konfrontiert
hatte: „Sie sind einfach schlecht informiert.” Nein, Bernd Schuster
trägt seinen Künstlernamen (der blonde Engel) nicht wegen seines
sanften Wesens, sondern allein wegen seiner Haarfarbe und seiner
vergangenen Fähigkeiten als Spielgestalter. Dennoch scheint er noch
immer zum Kreis der Kandidaten für den Trainerposten bei Real
Madrid zu zählen. Das Problem dabei: Als Trainer eines Weltklubs
dürfte er noch etwas stärker unter Beobachtung stehen, als das bei
seinem jetzigen Klub der Fall ist.j
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