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Mallorca - Vielleicht liegt es daran, dass viele Küstenorte verbaut sind. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass in hektischen Zeiten das Bedürfnis nach Ruhe, Frieden und landschaftlicher Harmonie wächst. Wie auch immer, über sinkende Nachfrage können sich die Landhotels auf der Insel, gemeinhin „Agrofincas” genannt, wahrlich nicht beklagen. Im Gegenteil, der Nischenbereich im Tourismusgeschäft auf den Balearen boomt und wartet mit kraftvollen Wachstumszahlen auf. Der Urlaub in historischen Landgütern, auf denen mitunter noch eifrig Landwirtschaft betrieben wird, aber auch in gediegenen Herrenhäusern in den Dörfern der Insel, liegt demnach voll im Trend.

„Schon jetzt ist aufgrund der Buchungslage deutlich, dass die Belegung 2007 im Schnitt mindestens zehn Prozentpunkte über der des Vorjahres liegen wird”, sagt Brigitte Förster, Geschäftsführerin des Agrotourismusverbandes der Balearen. 2006 waren die Betten der 113 Mitgliedsbetriebe das Jahr über zu 60 Prozent gefüllt, wobei das Geschäftsjahr sich auf lediglich zehn Monate beschränkt. Von daher wird für 2007 mit einer Mindestbelegung von im Schnitt 70 Prozent gerechnet.

Es gehen derzeit sehr viele Buchungen ein, sagt Brigitte Förster. Und das betraf nicht nur die vergangenen Osterfeiertage, an denen eine Auslastung von 80 Prozent registriert wurde. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr, das Osterfest fiel ebenfalls auf den April, waren die Betten lediglich zu 60 Prozent gefüllt.

Anders als früher buchen Urlauber nach Försters Worten ihre Entspannungstage auf dem Land immer zeitiger. „Das war vor vier, fünf Jahren noch nicht so.” Ein Grund dafür sei das Angebot der Billig-Fluggesellschaften. „Es ist bekannt, je früher man bucht, desto günstiger ist der Flug. Und wenn der Flugtermin feststeht, sichert man sich dazu auch gleich die Übernachtung in der Wunsch-Finca.”

Doch der Run auf die Landhotels setzt auch aus einem Grund ein: Die Anzahl der Betten, erst recht der Apartments, ist begrenzt. Zum Vergleich: Die Zahl der Gästebetten auf Mallorca beläuft sich auf über 286.000. Der Verband der Landhotels umfasst jedoch nur 1996 Plätze.

Wer auf ein besonders schönes Zimmer spekuliert, muss sich deshalb ranhalten. Das wissen die Gäste. Denn viele von ihnen sind Wiederholer. Sie wissen, welches Zimmer sie haben möchten.

Für die Betreiber der Unterkünfte hat der Frühbuchertrend Vorteile, die Planungssicherheit steigt. Denn viele von ihnen bieten nicht nur lediglich ein Bett, sondern eine Reihe von Service-Dienstleistungen wie Frühstück, Halbpension, Ausflüge et cetera. Das Mindestmaß an Standards ist ohnehin von der Balearen-Regierung gesetzlich geregelt.

So werden in dem Verband drei Arten von Unterkünften unterschieden. Der überwiegende Teil sind „Agroturismos”, was „Ferien auf dem Bauernhof” am nächsten kommt. Nur dass die Bauernhöfe auf Mallorca Herrenhäuser mit teils historischem Gemäuer sind. Das sie umgebende Agrarland muss mindestens 25.000 Quadratmeter groß sein. Die Bettenanzahl ist auf 24 beschränkt. Die Atmosphäre ist familär, die Preise können je nach Standard sehr unterschiedlich sein. Oft werden auf dem Gut Schafe und Pferde gehalten.

Die Kennzeichnung „Hotel Rural” verbindet den Charakter und die Behaglichkeit eines Landgutes mit modernem Komfort und sehr individuellem Service.

Den dritten Bereich stellen die „Turismos de Interior”. Das sind meist liebevoll restaurierte Herrenhäuser, die in Dorfhotels verwandelt wurden.

Nicht nur bei Urlaubern steigt die Nachfrage nach diesen Angeboten. Auch bei mallorquinischen Eigentümern von Landgütern wächst die Bereitschaft, sich dieser Art von Tourismus zu öffnen. Als der Verband 1989 gegründet wurde, waren es nur einige wenige Gutsbesitzer, die mitmachten. Seitdem ist die Zahl der Mitgliedsbetriebe kontinuierlich auf 115 gestiegen, inklusive dreier neuer Betriebe, die Ende 2006 hinzukamen.

Nach Försters Worten muss ein Urlaub auf einem Landgut nicht teuer sein. Zwar gebe es aufwendig ausgestattete Herrenhäuser mit Wellness– und Spa-Angeboten samt extravagantem Interior-Design, wo das Zimmer mehr kosten kann als auf dem Bauernhof mit Familienanschluss. „Die Spanne liegt bei 60 bis 700 Euro. Aber im Schnitt beträgt der Preis pro Zimmer und Nacht 140 Euro.