Glaubt man den zahlreichen Legenden, dann hat sie selber Schuld,
die dumme Gans. Dass sie am Martinstag als knuspriger Festbraten
auf den Tisch kommt, hat sie nämlich angeblich ihrem nervigen
Geschnatter zu verdanken.
Es gibt verschiedene Versionen ihres Verrats am heiligen Martin,
die bekannteste geht so: Martinus, um 316 geboren, war ein
römischer Offizier. Als ihn einmal ein Bettler um ein Almosen bat,
teilte der barmherzige Reiter seinen Mantel mit dem Armen. Nach
dieser großzügigen Tat begegnete ihm Christus im Traum und lobte
ihn für seinen Edelmut. Martin ließ sich taufen, wurde Einsiedler
und Klostergründer bei Poitiers. 371 wurde er zum Bischof von Tours
gewählt, allerdings gegen seinen Willen. Um seiner Berufung zu
entgehen, flüchtete er in einen Gänsestall, wo ihn jedoch die Tiere
mit ihrem aufgeregten Geschnatter verrieten. Zur Strafe, so heißt
es, findet man die Gänse jedes Jahr zum Sankt Martinstag als
leckere Braten auf dem Tisch wieder.
Doch dass der Martinstag am 11.11. traditionell die Gänsesaison
einleitet, ist auch historisch erklärbar. Der 11. November war
lange Zeit der Zins– und Zahltag der Bauern. An diesem Tag mussten
sie ihre Abgaben leisten, und die schlachtreifen Gänse waren ein
willkommener Zins. Hinzu kommt, dass bis in die Neuzeit hinein – in
den orthodoxen Kirchen teilweise bis heute – am 11.11. die
40-tägige vorweihnachtliche Fastenzeit begann. Am Abend davor, der
Fastnacht, wurde daher noch mal so richtig geschlemmt. An diese
Tradition erinnert noch immer der pompöse Beginn des rheinischen
Karnevals und der Mainzer Fastnachttradition.
In anderen Gegenden gedenkt man mit Umzügen des Schutzheiligen
der Armen, der Reiter und der Soldaten. Kinder ziehen nach Einbruch
der Dunkelheit mit Laternen durch die Straßen und singen
Martinslieder.
Anschließend geht's den Gänsen an den Kragen, doch keine Angst
vorm Braten, es ist nicht so schwierig wie man denkt. Eigentlich,
so sagen Profis, kann gar nichts schiefgehen, vorausgesetzt, der
Vogel bleibt lange genug im Ofen, damit das Fleisch schön zart
wird. Da die Gans meist sehr fett ist, trocknet sie selten aus.
Es gibt verschiedenste Zubereitungs–Varianten, doch bei allen
sollte man folgende Grundregeln beachten: Der küchenfertige Vogel
wird innen und außen gut gesalzen und gepfeffert. Die einfachste
Füllung besteht aus entkernten, ungeschälten Äpfeln. Majoran und
Beifuß sind klassische Beigaben. Andere Mischungen bestehen aus
Brot, Eiern, Kräutern, Pflaumen, Maronen oder Rosinen, der Fantasie
sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Gans unterhalb der Flügel
mehrmals einstechen, damit das Fett gut abfließen kann. Backofen
auf 150 Grad vorheizen, den gut verschnürten Vogel mit der Brust
nach oben auf ein Backblech setzen, dessen Boden mit heißem Wasser
bedeckt ist. Eine drei Kilo schwere Gans zwei bis drei Stunden
garen, schwerere Vögel entsprechend länger. Wichtig ist es, den
Braten immer wieder zu begießen und das austretende Fett von der
Brühe abzuschöpfen. Wenn sich das Fleisch beim Anstechen weich
anfühlt und die Gans schön knusprig braun ist, ist sie gar. Manche
braten das Geflügel auf dem Rost, andere wenden es zwischendurch,
wichtig ist allein das Anstechen und Begießen.
Mit dem Fond wird jetzt die Soße zubereitet, dazu serviert man
Rotkohl und Kartoffeln.
Frische oder tiefgefrorene Vögel kann man auf Mallorca bei
„Curry & Co” in Port d'Andratx bestellen, der Catering Service
liefert die Gans auch fertig gebraten ins Haus. Auch der deutsche
Supermarkt „Mundi Culinario” in Cala Millor und Cala Rajada
verkauft tiefgefrorene Gänse. Wer lieber essen geht, für den bieten
Restaurants wie das Albacora im Hotel Club S'Illot oder das
S'Olivera in Llucmajor nicht nur am Martinstag frischen
Gänsebraten.
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