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Dass Gleise so ästhetisch sein können ... In den ehemaligen Wartungshallen der Sóller–Bahn in Palma – Fotos am Eingang zeigen, wie es vor dem Ausbau war – wurden die alten Gleise samt Weichen unter Glas gelegt und bilden nun den Boden für die wunderschönen Ausstellungsräume, in denen Landschaftsbilder von mallorquinischen und internationalen Malern zu sehen sind.

Die Bilder stammen aus der Stiftung „Fundació Tren de l'Art”, deren Präsident der Gründer der Verlagsgruppe Serra, Pere A. Serra, ist. Anlässlich der Eröffnung betonte er, es handele sich um die wichtigsten Maler, die seit dem 19. Jahrhundert auf Mallorca gelebt und gearbeitet haben.

Sie kamen mit Palette und Staffelei. Es waren viele, die sich in der Zeit zwischen 1850 und 1950 von der Landschaft, dem Licht, von Meer und Bergen Mallorcas angezogen fühlten. Die Insel bot ihnen Motive zuhauf und viel, sehr viel Inspiration. Ihre Bilder beeinflussten die Richtungen, die später in der Kunstgeschichte als Postimpressionismus, als Modernismus beschrieben wurden. Manche von ihnen blieben eine Weile oder kamen immer wieder, wie Pedro Blanes Viale (1878 bis 1923) aus Uruguay oder der Belgier Medard Verburgh (1886 bis 1957), andere blieben für immer wie John Ulbricht (1926 in Kuba), der bis heute mit seiner Frau, der Malerin Angela von Neumann in Galilea lebt, oder Gust Graas (1924 in Luxemburg), ehemals einer der erfolgreichsten Medienmanager (RTL). Auch der Amerikaner Archie Gittes (1903) betrachtete von 1932 bis zu seinem Tod 1991 Mallorca als sein Zuhause. Sie und andere haben die Kunstszene der Insel entscheidend mitgeprägt.

Der Mallorquiner Dionnís Bennàssar (1904 bis 1967) brachte Maler wie den Katalanen Hermenegildo Anglada und den Argentinier Tito Cittadini nach Mallorca und gründete mit ihnen gemeinsam in den 30er Jahren die sogenannte „Schule von Pollença”. Er pflegte eine lange Freundschaft mit Santiago Rusiñol, dessen Buch „Mallorca – Insel der Ruhe” neben seinen Bildern um die Wende 19./20. Jahrhundert das Mallorca–Bild der Spanier entscheidend geprägt hat. Viele der mallorquinischen Maler wie Joan Fuster Valiente (1892 bis 1964) oder Joan Fuster Bonnín (1870 bis 1943) wurden von den spanischen oder ausländischen Künstlern beeinflusst; oder sie porträtierten wie Pilar Montaner de Sureda (1878 bis 1961) die Intellektuellen, die auf die Insel kamen, etwa den Schriftsteller Ruben Darío oder Miquel de Unamuno.

Einige wenige der gezeigten Bilder stammen von Künstlern unserer Zeit, wie Guillem Nadal (geb. 1957) oder Rafa Forteza (1955).
Die Fahrt von Palma nach Sóller oder zurück wird nun zum Kunstgenuss – in Palma sind die Landschaftsansichten zu sehen, im Bahnhof in Sóller Keramiken von Picasso und einige Bilder von Miró. Anlässlich der Eröffnung fuhr auch „Merma” nach Sóller, die Nachbildung einer von Miró geschaffenen Figur, die auf dem Theaterstück „Ubu Roi” von Alfred Jarry beruht. „Merma” war erst kürzlich in der Modern Tate Gallery in London zu sehen.