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Misia, die am 15. Juli beim Internationalen Musikfestival von Pollença gastiert, gilt als die bedeutendste Fado–Sängerin der Gegenwart, als die Nachfolgerin der 1999 verstorbenen Amàlia Rodriguez, der „Königin des Fados”.

Der portugiesische Nobelpreisträger für Literatur, Jose Saramago, sagte über sie: „Misias Stimme ist mehr als nur eine Stimme. Sie ist ein wunderbares Instrument, mit dem sie dem Zuschauer alle Gefühlsnuancen auf einem unsichtbaren Fluss zutreiben lässt. Sie vermittelt nicht nur Liebe und Leidenschaft, sondern auch Melancholie. Die Melancholie drückt keine Traurigkeit aus, sondern vielmehr das Bewusstsein der Vergänglichkeit, also eine Art von Weisheit.”

Misia, geboren in Porto, ist seit Anfang der 90er Jahre kreativer Kopf und Stimme der Erneuerung des Fado und damit Wegbereiterin der Wiederbelebung dieser Musik. Die traditionellen Lieder Portugals, in denen sparsam instrumentierter Gesang die „Saudade”, eine Mischung aus Trauer, Sehnsucht und Wehmut heraufbeschwört, zelebriert sie als Kultur ihrer Heimat.

Sie sagt dazu: „Fado ist ein Relikt der älteren Generationen, er schien langsam zu vergammeln und wurde meist nur für den Tourismus restauriert. Aber mit diesem Image wollte ich nichts zu tun haben. Es war ein Wagnis, diese Musik zu modernisieren, ihr neue, literarische Inhalte zu geben.”

Für die literarischen Inhalte sorgen die ganz Großen des Landes. Misia entdeckte die Gedichte von Fernando Pessoa für sich, sie bat Saramago, Lídia Jorge oder Lobo Antunes für sie Texte zu schreiben. Die Instrumentierung ihres Gesangs beschränkt sich nicht mehr ausschließlich auf die Gitarre; Misia erweitert das Klangspektrum ihrer Lieder durch für den Fado ungewöhnliche Instrumente wie Violine, Akkordeon und Klavier.

Sie lud die berühmte Pianistin Maria Joao Pires ein, ihre Lieder musikalisch zu begleiten. Durch diese Maßnahmen gelang es, die Rückführung des Fado auf seine Ursprünge, seine Verwurzelung in der portugiesischen Folklore und seine Verbindung zur klassischen Musik zu zeigen.

Doch das alles ist Misia nicht genug: auf einem ihrer Alben singt sie Lieder von Carlos Paredes, geschrieben für portugiesische und klassische Gitarre. Mit Texten, die der Dichter Graca Moura für sie zu Papier gebracht hat.

Ihre gesangliche Schönheit macht Misia zu einer der großen Interpretinnen europäischer Musik in unserer Zeit.