Man muss der Insel ein großes Kompliment machen. Im Vergleich
zum übrigen Spanien sind hier die Strukturen noch erhalten”, freut
sich Alfred Neven DuMont. Der Kölner Verleger und seine Fau Hedwig
sind seit sieben Jahren im Inselinnern ansässig, haben einen alten
Adelssitz gekauft und diesen liebevoll renoviert.
„Wir haben schon vor über 30 Jahren eine wunderschöne alte Finca
zwischen Alicante und Valencia gekauft. Der Ort Altea war unberührt
und charmant. Dann kamen Autobahnanschlüsse, der Wirtschaftsboom,
wir waren plötzlich umgeben von vielen kleinen Häusern, die Küsten
wurden zugebaut, die Straßen wurden immer lauter. Wir wussten, dass
wir wandern müssen.”
Das Paar schaute sich in der Toskana ebenso um wie in
Südfrankreich. Freunde brachten sie auf Mallorca, wo es Neven
DuMont vor allem die Dörfer im Landesinneren angetan haben.
Alfred Neven DuMont, unter anderem Herausgeber der Zeitungen
„Kölner Stadt-Anzeiger” und „Express”, den er 1964 gegründet hat,
sowie der „Mitteldeutschen Zeitung”, ist einer der bedeutendsten
Publizisten der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Schon früh begann er, die Geschicke des Verlags „M. DuMont
Schauberg” maßgeblich mitzubestimmen. Mit 26 trat er ins
Familien-Unternehmen ein, mit 28 wurde der heute 79jährige
publizistischer Leiter des „Kölner Stadt-Anzeigers”. „Ich habe sehr
früh Verantwortung bekommen”, meint der Kunstsammler, der seit 1990
Aufsichtsratsvorsitzender von „M. DuMont Schauberg” ist.
In seiner Eigenschaft als Herausgeber mischt sich Alfred Neven
DuMont auch heute noch ins Tagesgeschäft seiner Zeitungen ein,
schreibt zum Beispiel hin und wieder Leitartikel. „Ich diskutiere
politisch mit der Redaktion, würde aber niemals eine Meinung oder
einen Artikel in die Zeitung setzen wollen, die von der Redaktion
generell abgelehnt werden. Dafür bin ich ein viel zu alter
Hase.”
Als erfahrener Journalist weiß Neven DuMont auch um die
Bedeutung seiner zweiten Heimat Mallorca für die deutschen Medien.
„Mallorca gehört in das Visier einer gut gemachten und
interessanten Zeitung. Man sieht ja, wie viele Leser aus dem
Rheinland hierher reisen, sei es weil sie hier eine Wohnung haben
oder nur im Hotel Urlaub machen.”
Drei bis vier Monate pro Jahr verbringt Neven DuMont auf
Mallorca („Natürlich nicht am Stück, dazu bin ich ein viel zu
unruhiger Geist”). In Deutschland wohnt er vor den Toren Kölns. Der
Stadt gehört sein Herz, 2001 wurde er zum Ehrenbürger ernannt.
„Ich glaube, dass Köln eine sehr westliche Stadt ist. Zu sagen,
dass Köln ein Vorort von Paris ist, wäre überzogen, obwohl die
Kölner unter Napoleon gar nicht so unglücklich waren.” Die Stadt am
Rhein zeichne sich durch ihre vielfältige Bevölkerung aus. „Köln
ist vielleicht das Vorbild eines Gemisches. Es ist eine
unordentliche Stadt, aber es lebt sich dort einfach sehr gut. Und
ich höre immer wieder, dass Menschen, die aus anderen Ecken
Deutschlands oder aus dem Ausland nach Köln ziehen, sich relativ
schnell zu Hause fühlen.”
Obwohl sich „M. DuMont Schauberg” vom reinen Zeitungsverlag zum
modernen Medien-Unternehmen entwickelt hat, schlägt das Herz der
Firma weiterhin in der Domstadt. Hier bietet man sogar der
„Bild”-Zeitung die Stirn.
„In Köln liegt der Express immer noch vorn”, so Neven DuMont,
der die Entwicklung des Boulevard-Journalismus in Deutschland
durchaus kritisch sieht: „Die Bild-Zeitung hat in ihrer Agitation
und Polemik Formen angenommen, die ich überzogen finde und manchmal
auch vom Menschlichen her bedenklich. Wir versuchen beim Express,
nicht ganz so in die Niederungen zu gehen und ein bisschen humaner
zu sein.”
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