Man war stolz in Palma, als der Stadtarchitekt Gaspar Bennassar
Moner im Sommer des Jahres 1906 für den Bau des Städtischen
Schlachthofes „S'Escorxador Municipal” anlässlich der
Nationalausstellung der Schönen Künste in Madrid ausgezeichnet
wurde. Das Gebäude war knapp zwei Jahre zuvor im Auftrag des
damaligen Bürgermeisters Antoni Planas Franc auf dem Gelände
„L'Hort de Sant Joan” und „Cas Enagistes” fertiggestellt
worden.
Das weitläufige Gelände lag damals noch außerhalb der Stadt an
der Ausfahrtstraße nach Valldemossa. In den letzten Jahrzehnten hat
sich hier ein modernes Stadtviertel mit neuen Hochhäusern
etabliert, ein inzwischen beliebtes Wohnviertel.
Die drei Haupt– und vier Nebengebäude sind so angeordnet, dass
sie einen Patio bilden. Jedes Gebäude war der Schlachtung nur einer
Sorte von Schlachtvieh zugeordnet. Die größeren Gebäude waren für
Rind– und Schweineschlachtung bestimmt, die kleineren für Hühner
und Kaninchen. Außerdem gab es eigene Gebäude für die Verarbeitung
von Fetten und Innereien, eine Veterinärstation, ein Lager für
Werkzeug und Gerät und ein Krematorium. An der Nordseite gab es
Ställe und Verschläge für das angelieferte Vieh. Diese Gebäude
waren aus Holz und sind heute nicht mehr vorhanden.
Die übrigen Gebäude wurden aus Kalkstein aus Porreres und Coll
den Rebassa konstruiert, dazu wurde viel Holz und Eisen
verarbeitet, eine Mischung, die auf Mallorca zu Beginn dieses
Jahrhunderts als Revolution im Bauwesen galt. Bis 1982 wurde der
Gebäudekomplex als Schlachthof genutzt. Danach stand er eine Weile
leer und verkam nach und nach. 1989 beschloss die Stadtverwaltung,
den Schlachthof zu restaurieren, was ab 1990 unter der Leitung des
Architekten Daniel Gelabert auch geschah.
Alle Holz– und Eisenkonstruktionen, vor allem die weit
überkragenden Dächer und die eisernen Halterungen, wurden erhalten.
In den oft sehr hohen Räumen sind heute u.a. eine Filiale der
Gesundheitsbehörde Ibsalud, ein kleines Kulturzentrum mit
Ausstellungs– und Theaterraum untergebracht. Andere Gebäude dienen
heute kommerziellen Zwecken. Es gibt einen großen Supermarkt, einen
Friseur, mehrere Cafeterías, das Kino „Renoir” mit drei
Vorführungsräumen und „Das Brauhaus”, ein Restaurant, das sich vor
allem bei Mallorquinern großer Beliebtheit erfreut.
Es gibt Bänke und Grünanlagen, die Wege sind nach Bürgermeistern
von Palma und natürlich nach Gaspar Bennassar benannt. Die
einzelnen Gebäude sind ausgesprochen schön. Bei der Renovierung war
man bemüht, sich an die historische Vorlage zu halten.
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