Palmas Flughafen – das ist ein wuchtiger Gebäudekomplex mit
endlosen Gängen, weitläufigen Abflugs– und Ankunftshallen, ein
enormer Busbahnhof vor dem Ausgang und ein sechsstöckiges Parkhaus
für rund 5000 Wagen. Mehr als 21 Millionen Fluggäste gingen allein
im vergangenen Jahr auf dem Airport ein und aus, ihre Hinbringer
und Abholer nicht mitgerechnet.
Flughafen Palma ist aber auch das: Ein kleines, nahezu
unscheinbares Gebäude am äußersten Rande des Flugplatzes, mit ein
paar gesicherten Auto-Stellplätzen vor der Tür. Im Innern findet
sich ein kleiner, übersichtlicher Wartesaal mit poliertem
Marmorboden, Ledersesseln, Grünpflanzen. Der Abfertigungsraum –
Halle wäre zuviel gesagt – hält einen einzigen Abflugschalter samt
Gerät zum Durchleuchten des Handgepäcks sowie einen Metalldetektor
bereit. Kein Gedränge, keine Warteschlangen, keine Hektik – hier
ist so wenig los, dass sich die einzige anwesende
Flughafenangestellte und der eine Polizeibeamte sich scheinbar
freuen, wenn ein Fluggast vorbeischaut. Die Rede ist vom Terminal
für die Privatfliegerei, die im Gegensatz zum kommerziellen
Luftverkehr mit dem internationalen Anglizismus „General Aviation”
beziehungsweise auf spanisch „Aviación General” genannt wird.
Wer hier ein und aus geht, hat so viel Geld, dass er seinen
eigenen Jet auf dem Rollfeld stehen hat. Oder zumindest, dass er
sich kurzerhand einen dieser Flugapparate mieten kann, um etwa
spontan die Strecke Palma, Sankt Petersburg, Zürich, Palma
zurückzulegen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Privatflieger
allein in Palma auf 15.000. Das waren nach Angaben der staatlichen
Flughafen-Betreibergesellschaft Aena rund ein Fünftel mehr als
2004. Tendenz steigend. Im Privatsektor wurden 1754 Privatflugzeuge
abgefertigt. Bei den sogenannten Aerotaxis wurden 4850 Bewegungen
registriert.
Eine Unternehmerin, die neben den auf Mallorca ansässigen Firmen
wie Assistair oder Mallorcair Privatfliegern ihre Dienstleistungen
anbietet, ist Indira Botz. Die deutsche Pilotin gründete vor drei
Jahren in Mannheim die Firma Jet Travel, eine Niederlassung gibt es
auch auf Mallorca. Nach Botz' Worten sind es meist Geschäftsleute –
Vorstände von Banken und Aktiengesellschaften – die sich per
Flugtaxi durch die Lüfte kutschieren lassen. „Man spart viel Zeit.
Die ganze Eincheckerei und Warterei am Airport entfällt. So kann
man bis zu fünf Termine am Tag quer in Europa wahrnehmen.” Nach
Mallorca kommen aber auch Urlaubsgruppen etwa aus Russland oder
Armenien.
Ein solcher Service hat seinen Preis. Je nach Maschinentyp, in
der Regel Sieben– bis Achtsitzer, ist pro Flugstunde mit rund 2000
Euro zu rechnen. Dafür entfallen Hotelübernachtungen, das
Angewiesensein auf Flugpläne sowie lange Anfahrten. „Mit den
Minijets können wir auch auf kleineren Flugplätzen wie etwa
Mannheim, Bern oder Lugano landen.” Indira Botz rechnet in dem noch
wenig umkämpften Markt mit jährlich 20 Prozent Wachstum. Europa
habe Nachholbedarf. „In den USA ist die Privatfliegerei seit vielen
Jahren gang und gäbe.”
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