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Christoph Kolumbus; war er – oder war er nicht – Mallorquiner? Das ist in diesen Tagen die heiße Frage, zumindest bei einigen verschrobenen Forschern, schrägen Studiosi und Bücherwürmern, die den Knochen des großen Seefahrers mehr Interesse entgegenbringen als der anstehenden WM.

Erwartungsvoll hatte die Phalanx der verkopften Geister des 20. Mai geharrt. An diesem Tag jährt sich der Tod des Entdeckers der Neuen Welt zum 500. Mal. Und eigentlich wollten Wissenschaftler aus Europa und Amerika, allesamt renommierte Humangenetiker, Anthropolgen und Forensiker, das Geheimnis um den Admiral der Katholischen Könige lüften. Seit über vier Jahren wird teils mit FBI-Methoden geforscht und geforscht, um die tatsächliche Grablage Kolumbus' sowie vielleicht sogar seine wahre Herkunft zu ergründen. Indes, alles verzögert sich um Wochen. Ironischerweise sind italienische Wissenschaftler schuld daran. Während spanische, deutsche und US-Kollegen zügig arbeiteten, kommen die Römer mit der Analyse der Speichelproben mutmaßlicher Kolumbus-Verwandter nicht recht voran. Oder hemmt sie die Furcht, den „Genuesen” Colombo an Mallorca zu verlieren?

Wie auch immer: Sollte sich herausstellen, dass Mallorcas Kolumbusforscher Gabriel Verd mit seiner These vom mallorquinischen Kolumbus recht hat, dürfte ihm der nächste Nobelpreis sicher sein.

„Kolumbus kann kein Mallorquiner sein, denn sonst hätte er Amerika nie gefunden”, sagt mein Freund Luis aus Murcia. Böse, böse. Aber was, wenn Cristóbal Colón nun wirklich das Licht der (Alten) Welt in Felanitx erblickt hätte? Wäre es nicht ein Treppenwitz der Geschichte, wenn ausgerechnet ein Mallorquiner dem Castellano Tür und Tor in Lateinamerika öffnete und so Spanisch zur Weltsprache machte?

Vielleicht besser nicht. Sonst könnten die Nachkommen aller ausgebeuteten und versklavten Ureinwohner der Neuen Welt Entschädigungsforderungen stellen – und zwar an den Inselrat Mallorcas. Aber da wird die Präsidentin, Frau Munar, schon vor sein.