Raucher kennen das Dilemma: Sie wissen, es ist schädlich, können
es aber «infach nicht lassen. Ähnlich ist es mit der Sonne.
Millionen Menschen grillen sich Jahr für Jahr unter den wärmenden
Strahlen, denn gebräunte Haut signalisiert Gesundheit und Fitness.
Dass die Hautkrebsrate ständig steigt, wird gerne verdrängt, denn
wenn die Sonne scheint, hebt sich unsere Stimmung. Geschichten über
Falten, Sonnenbrand, Ozonloch und Hautkrebs hört niemand gern, eine
gute Sonnencreme muss reichen. Aber bitte keinen Totalschutz, „dann
kann ich ja gleich im Haus bleiben”, scheint sich so mancher
„Faktor-6-User” zu denken.
Dabei sind Sonnencremes mit Lichtschutzfaktor 20 und darüber
keine Seltenheit mehr, doch dass sich trotz der immer stärkeren
Protektion die Hautkrebsrate seit 1950 versechsfacht hat, spricht
für sich. Sonne ist zwar ein Wohlgenuss für die Psyche, zuviel des
Guten kann für die Haut jedoch gefährlich sein.
Ganz ohne geht es aber auch nicht, denn im Gegensatz zum Rauchen
sind die UV–Strahlen etwas, auf das wir nicht verzichten können.
Wer zuwenig Licht und Sonne bekommt, wird missmutig und depressiv.
Das Sonnenlicht löst hormonelle Reaktionen aus, die den
Stoffwechsel anregen. Der Körper setzt euphorisch stimmende Stoffe
frei, das UV-Licht ist für die Umwandlung von Vorstufen des Vitamin
D im Körper verantwortlich.
Die ultraviolette Strahlung, die für das menschliche Auge nicht
sichtbar ist, wird in UVA, UVB und UVC unterteilt. Während die
UVC–Strahlen vollständig von der Ozonhülle herausgefiltert werden,
sind wir Teilen der UVA– und UVB–Strahlen ausgesetzt. Letztere sind
hauptsächlich für Sonnenbrand verantwortlich. Wenn die Haut
vorzeitig altert, so liegt das vor allem an den UVA– Strahlen. UVB
regt die Pigmentzellen zur Bildung des braunen Melanins an, das als
„gesunde” Sonnenbräune so sehr geschätzt wird. Zuviel UVB kann
jedoch nach Jahren oder Jahrzehnten Hautkrebs begünstigen. Deshalb
warnen Hautärzte vor ungeschützten Sonnenbädern und empfehlen
besonders Sonnencremes, die sowohl gegen UVA– als auch UVB–Strahlen
schützen.
Vor allem die empfindliche Kinderhaut ist gefährdet, denn der
UV–Eigenschutz sei in den ersten Lebensjahren noch nicht
vollständig entwickelt, erklärt Professor Eckhart Breitbart von der
Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. In der Kindheit und
Jugend werde das Hautkrebsrisiko angelegt, jeder Sonnenbrand im
Kindesalter erhöhe die Wahrscheinlichkeit einer späteren
Erkrankung.
Deshalb gilt für Kinder erst recht, was für Erwachsene
selbstverständlich sein sollte: Wasserfeste Sonnencreme mit hohem
Licht– und Breitbandschutz auftragen, mindestens eine halbe Stunde
vor dem Sonnenbad. Beim Schutz wird unterschieden zwischen
chemischen Filtern, die in die Haut eindringen und dort die
UV–Strahlung in ungefährliche Wärmestrahlung umwandeln, sowie
mineralischen Filtern. Diese dringen nicht in die Haut ein, sondern
reflektieren durch Deckpigment wie Zinkoxid an der Hautoberfläche
das Sonnenlicht. In vielen Cremes werden auch beide Filter
miteinander kombiniert.
Der Lichtschutzfaktor (LSF) spielt ebenfalls eine große Rolle,
die Messmethoden sind allerdings nur teilweise einheitlich genormt.
In Europa wird seit 1997 der UVB-Lichtschutzfaktor nach dem
Standard des Dachverbandes der europäischen Kosmetikindustrie
angegeben.
Je jünger oder blasser man ist, desto höher sollte der LSF sein,
rät Dermatologin Cordula Ahnhudt. Kinder, so empfiehlt die
Hautärztin aus Bendinat, sollten mit LSF 60 eingecremt werden, im
ersten Lebensjahr sollten Babys überhaupt nicht der direkten Sonne
ausgesetzt werden. Mehrmaliges Eincremen erhöht übrigens den Schutz
ebensowenig wie die Sonnencreme vom letzten Jahr, denn durch Wärme
und Sauerstoff zersetzt sich der Schutzfilter.
Bestimmte Lebensmittel dagegen können den körpereigenen
Sonnenschutz erhöhen, allerdings nur dann, wenn sie regelmäßig
konsumiert werden. Die besten Schutzmaßnahmen sind jedoch nach wie
vor: Leichte Bekleidung, Kopfbedeckung, Schatten. Mittagssonne
zwischen 12 und 16 Uhr ist zu meiden.
Denn: Sonnencremes schützen zwar vor Sonnenbrand, aber nicht vor
Hautkrebs. Das Risiko zur Bildung von Leberflecken wird durch
eincremen nicht gemindert, wie eine Studie der Uni-Hautklinik
Tübingen zeigte. Leberflecken bilden sich meist im Kindesalter und
vermehren sich durch den Aufenthalt im Freien. Wer dann als
Erwachsener viele Flecken hat, besitzt ein erhöhtes Risiko, an
schwarzem Hautkrebs zu erkranken.
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