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Vom 1. bis 9. April findet auf dem Messegelände von Palma die 12. Kunst– und Antiquitätenmesse Antic-Art statt. Auf rund 2000 Quadratmetern werden etwa 60 Aussteller, die meisten vom spanischen Festland, aber auch etliche Mallorquiner zeigen, was Spanien an alter und moderner Kunst zu bieten hat: Möbel, Keramik, Münzen, Bilder und grafische Arbeiten, Erstausgaben, Skulpturen, Schnickschnack und Kurioses.

Ein wirkliches Schnäppchen zu machen ist schwierig. Vor allem rustikale Insel–Antiquitäten werden immer rarer und deshalb auch immer teurer. Antiquitäten auf Mallorca sind ein schwieriges Geschäft. Längst nicht alle Mallorquiner waren sich der Schätze bewusst, die in ihren Wohn– und Schlafzimmern, in ihren Fluren und Korridoren oft seit Jahrzehnten, manchmal seit Jahrhunderten schlummerten. Man war einfach an die „alten” Möbel gewöhnt. Man stellte sie nicht in Zweifel, man fand sie aber meist auch nicht besonders schön. Sie waren einfach da. Eine Einstellung, die längst nicht nur auf Mallorca, sondern in fast allen europäischen ländlichen Gegenden zu beobachten war.

Mit dem touristischen Boom und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung der 60er Jahre änderte sich diese Einstellung. Einerseits und andererseits. Viele Mallorquiner „modernisierten” jetzt ihre Häuser. Kühlschränke und Waschmaschinen hielten in fast allen Haushalten Einzug. Fernseher und Hifi–Anlage wurden selbstverständlich. Kein Wunder, daß man auch das Mobiliar verändern wollte. Nichts wie raus mit Großmutters Zeug.

Das allerdings war ein gefundenes Fressen für Antiquitätenhändler, nicht nur auf Mallorca. So fanden Möbel von der Insel bald auch auf dem spanischen Festland, in einigen wenigen Fällen auch im nördlichen Europa Absatz. Oder aber die Ausländer, die in jenen Jahren begannen, sich auf Mallorca niederzulassen, kauften das eine oder andere Stück, um ihre Finca, um ihr Apartment à la mallorquina auszustatten. In den Anfangsjahren war das noch möglich. Und langjährige Residenten auf der Insel träumen noch heute von ihren morgendlichen Gängen zum Flohmarkt in Palma, wo man mit ein wenig Glück immer wieder einmal fündig werden konnte. Manches musste aufgearbeitet werden, aber immerhin.

Antiquitätenhändler und einige Mallorquiner selbst haben den Wert und die Schönheit ihrer traditionellen Möbel erkannt und möchten entweder behalten, was sie besitzen, oder aber selbst ein Stück erwerben. Was vor allem bei jungen Leuten immer mehr verbreitet ist. Weshalb denn auch Händler mit großer Aufmerksamkeit die Todesanzeigen der mallorquinischen Tagespresse lesen. Höchstens bei Haushaltsauflösungen oder beim Gesamtverkauf von Erbschaften können sie noch fündig werden.

Die Kunden der Antiquitätenhändler gehören alle zu den Besserverdienenden. Auch renommierte Hotels, gehobene Restaurants oder große Firmen wie Versicherungen, Anwaltskanzleien oder Vertretungen von Konzernen nutzen gerne die Gelegenheit, ihren Büros ein wenig Gediegenheit und alten Glanz zu verleihen.

Eines der wirklich typischen mallorquinischen Möbel alter Zeiten ist der „Canterano”, der in fast keiner anderen europäischen Region zu finden ist. Experten zufolge ist die Insellage Mallorcas der Grund dafür. Diese Kommode von oft beträchtlichen Ausmaßen hat meist drei untere und eine große obere Schublade, die etwas vorkragend ist. Oft sind die guten Stücke mit schönen Intarsien verziert.

Dauerbrenner im Verkauf sind auch die mallorquinischen Buffets, alte bäuerliche Geräte wie Mehltröge oder die typischen mallorquinischen Küchentische, in ovaler Form, deren Längsseiten einklappbar sind.

Antic-Art: Messegelände Palma. Vom 1. bis 9. April. Geöffnet von 11.30 bis 21 Uhr.