Die Balearen wollen bis zum Jahr 2007 die Produktion von
alternativen Energien verdreifachen. Zumindest sieht das der seit
2004 in Kraft befindliche sogenannte Plan PIER vor. Vor allem die
Sonne soll umweltschonend dazu beitragen, das gesteckte Ziel zu
erreichen. Thermische und photovoltaische Anlagen werden deshalb
gegenüber anderen nachhaltigen Energiequellen bevorzugt auf den
Inseln gefördert.
In diesem Jahr werden thermische Anlagen mit 100 Euro pro
Quadratmeter Kollektorfläche ab einer Mindestgröße von zwei
Quadratmetern subventioniert. Wer Strom erzeugt und diesen ins Netz
einspeisen möchte, bekommt einmalig pro Watt (bis 25 KW) einen Euro
von der Balearen-Regierung dazu. Außerdem wird der eingespeiste
Solarstrom 20 Jahre lang mit 0'418 Euro pro Kilowattstunde
vergütet. Wer Solarkollektoren zur Eigenversorgung seiner
abgelegenen Finca benutzt, bekommt ab einer Leistung von einem
Kilowatt sogar zwei Euro pro Watt als Zuschuss. Die Antragsfrist
für die diesjährigen Gelder läuft am 18. März ab.
Das klingt ganz gut, ist es aber nur bedingt. Denn wer auf den
Balearen in größerem Rahmen auf Solarenergie setzten möchte, kann
dies derzeit nicht tun. Die Kompetenz für die Bebauung Mallorcas
liegt beim hiesigen Inselrat und nicht bei dem für die
Subventionspolitik zuständigen balearischen Energieministerium. Die
Baubehörde im Inselrat kann aber in ihrem Paragraphendschungel
keinen Passus finden, der das großflächige Aufstellen von
Solarpaneelen in nicht städtischem Gebiet (Zonas Rústicas)
regelt.
Mehrere bereits beantragte Solarkraftwerke können nicht erstellt
werden, weil sie in den Bebauungsgesetzen bislang nicht vorgesehen
sind. Es handelt sich bei ihnen um keine Häuser, keine Garagen,
keine Ställe und richtig hübsch sind Solaranlagen auch nicht.
Deshalb können sie auch nicht genehmigt werden, obwohl sie
energiewirtschaftlich durchaus sinnvoll sind.
„Große Anlagen brauchen nun einmal Platz”, sagt Rafael Puig
Sercos, seines Zeichens Präsident des balearischen Solarverbandes
Aperbal. Um dieses für die Branche wichtige Problem anzusprechen,
hat sich Puig zusammen mit fünf weiteren Verbandsmitgliedern mit
dem verantwortlichen Dezernenten im Inselrat zusammengesetzt, um
die aus Sicht der Solarbranche absurde Situation anzusprechen.
Dass dies mit einem Treffen nicht getan sein würde, war allen
Beteiligten bewusst. Aber Puig ist dennoch zuversichtlich, dass in
absehbarer Zeit die Gesetzeslücke geschlossen wird. „Alle
betroffenen Institutionen und Interessenverbände zeigen guten
Willen.” Es müssten dringend Richtlinien erarbeitet werden, die das
Aufstellen von Solarpaneelen in den Zonas Rústicas vernünftig
regeln. „Es muss klar festgesetzt werden, welche Mindestfläche ein
Grundstück in Relation zu dem geplanten Sonnenkraftwerk haben muss,
wie hoch die Paneele angebracht werden dürfen und welche Maßnahmen
zu ergreifen sind, um die Anlagen gegebenenfalls mit Mauern oder
Hecken beser in das Landschaftsbild zu integrieren.” Am 30. März
setze sich eine Kommission zu diesem Thema zusammmen. Dann wisse
man möglicherweise schon mehr.
Auf Dächern angebrachte Solarpaneele seien von der Gesetzeslücke
nicht betroffen, da sie auf bereits bebautem Grund montiert worden
sind. Auch glaubt Puig nicht, dass es für Kleinstanlagen für die
private Nutzung, deren Paneele nicht auf Dächern sind, Probleme
geben wird.
„Das ist schon eine reichlich widersprüchliche Situation”, meint
Klaas Reuss von der auf Solartechnik spezialisierten Firma Enertec.
„Einerseits will die Regierung verstärkt auf Sonnenenergie setzen,
andererseits dürfen große Anlagen nicht gebaut werden.” Solarstrom
sei allemal wirtschaftlich interessanter als brachliegender Grund.
Auch aus touristischer Sicht sei die Präsenz von Solarpaneelen in
der Landschaft nicht nachteilig. „Zugegeben, die Anlagen sind nicht
rasend schön, aber sie sprechen für ein fortschrittliches und
umweltbewusstes Denken. Das wissen auch die Urlauber zu schätzen.”
Unter anderem die Alemanes. Aufgrund der großzügigen Subventions-
und Abschreibungsverordnungen sprießen in Deutschland Solaranlagen
wie Pilze aus dem Boden. Kühe, die auf einer sonnigen Wiese
zwischen Solarpaneelen grasen, gehören immer mehr zum
Landschaftsbild.
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