Tennis-Model Anna Kournikova preist auf der ITB die Balearen an.

TW
0

VON ALEXANDER
SEPASGOSARIAN

Um 11.07 Uhr reißt der Himmel über Berlin auf. Aber es ist nicht die Sonne, die durch eisiges Grau bricht. Es ist das blendend–weiße Zahnpasta–Lächeln der russischen Tennisspielerin Anna Kournikova, das mit einem Mal von der Gi– ga–Leinwand den Messestand der Balearischen Inseln auf der Internationalen Tourismusbörse ITB überstrahlt. Ungeduldig hatten am Donnerstag unzählige Kamerateams, Fotografen und Messebesucher aus aller Welt auf diesen Moment gewartet.

In der Messehalle 7.2b brummte es wie in einem Bienenkorb, Bodyguards ließen niemanden zu nah an die junge Frau und die Ehrengäste kommen. Eine sonnigere Repräsentantin als die blonde Tennis–Beauty hätten die Balearenpolitiker zum Repräsentieren ihrer Sonneninseln kaum finden können. Nahezu wie ein schüchterner Schuljunge, der sich nervös über die Lippe leckt, stand Tourismusminister Joan Flaquer neben der gutgewachsenen Sportlerin. Ministerpräsident Jaume Matas und Umweltminister Joan Font sonnten sich regelrecht im Glanz der prominenten Lady.

Die Politiker hatten allen Grund, sich aufgeräumt zu geben. So lange sich Tourismusexperten erinnern können, waren die Prognosen zur anstehenden Sommersaison noch nie so positiv ausgefallen. Pünktlich zum Jubiläum der weltgrößten Reisemesse – die ITB findet seit ihrer Gründung im Jahre 1966 zum 40. Mal statt – überboten sich die deutschen Reiseveranstalter geradezu mit Jubelbotschaften: Die Balearen, insbesondere Mallorca, ziehe die Bundesbürger an wie schon lange nicht mehr. Die vier größten deutschen Reisekonzerne vermelden allesamt Buchungszuwächse gegenüber dem Vorjahr von 20 bis 34 Prozent. „Hi”, begrüßte Anna Kournikova die Versammlung in breitem US–Englisch und stellte gleich klar, dass sie nicht nur ein paar Worte sprechen werde, da sie eine längere Rede vorbereitet habe. „Bitte langweilen Sie sich nicht.” Dann legte sie los, erzählte davon, wie schön Mallorca und die anderen balearischen Inseln Menorca, Ibiza und Formentera seien. Zwischendurch wurde ins Deutsche und Spanische gedolmetscht.

Angetan mit einer braunen Bluse, einem braunen Rock, der knapp über dem Knie endete, und hohen Stöckelschuhen wirkte Anna Kournikova locker, sympathisch, gewinnend, frisch. Der schwarze Lidstrich um die Augen betonte die bekannten Qualitäten Kournikovas als Fotomodell zusätzlich. „Ich war einmal kurz davor, auf Mallorca ein Haus zu kaufen. Vielleicht klappt es ja später einmal, hoffe ich.” Mallorca und die Balearen sind nach Kournikovas Worten der ideale Ort, um im milden Mittelmeerklima ebenso entspannen wie Sport treiben zu können. Die Profispielerin vertauschte dabei im übertragenen Sinne den Tennis– mit dem Golfschläger, um auf der ITB die Werbetrommel für das Turnier „Mallorca Classic 2006” zu rühren. Das internationale Turnier zählt zu den Höhepunkten der Golfsaison. Als vorletzte Station der europäischen PGA–Tournee findet es vom 19. bis 22 Oktober auf dem Golfplatz Pula Golf in Son Servera statt. Sie selbst, sagt Kournikova, habe im Osten der Insel wiederholt trainiert, Urlaube genossen und eine wunderbare Zeit verbracht.

Anna Kournikova hat ihre Sache gut gemacht, urteilte ein spanischer Touristiker am Rande der ITB. „Sie ist jung, hübsch, sympathisch. Was will man mehr?” Andere äußerten Zweifel, ob sie die richtigePerson gewesen sei, die deutsche Öffentlichkeit anzusprechen. „Franz Beckenbauer oder Oliver Kahn urlauben und trainieren auch auf Mallorca. Wenn man die engagiert hätte, insbesondere so kurz vor der WM, wäre die Bude aus allen Nähten geplatzt”.

Ob mit oder ohne die junge Russin, den mallorquinischen Hoteliers steht schon jetzt ein heißer Sommer bevor. Insbesondere der Juni ist trotz oder gerade wegen der Fußball–WM gebucht wie seit langem nicht mehr. Mit einem Buchungsplus von 34 Prozent für den Sommer im Vergleich zum Vorjahr wartet Deutschlands größter und einziger börsennotierter Reisekonzern, die TUI AG, auf. Thomas Cook, mit seinen Unternehmenstöchtern Condor und Neckermann die Nummer zwei der Branche, führt ein Balearenplus von 25 Prozent an. Die Rewe–Touristik, Nummer drei im Reisesektor, nennt 20 Prozent plus für Mallorca. Alltours, branchenvierter, mehr als 20 Prozent. Alltours–Chef Willi Verhuven weiß allerdings ein paar Tropfen Wermut in die allgemeine Euphorie zu schütten. „Der Grund dafür, dass die Inseln so gut dastehen, ist eigentlich nur die Schwäche der Türkei.” Eine Einschätzung, die der balearische Tourismusminister Joan Flaquer in einer anschließenden Pressekonferenz nicht teilte. Sicherlich haben Negativ–Schlagzeilen wie Vogelgrippe und Mohammed– Karikaturen zu einem veränderten Buchungsverhalten hin zum westlichen Mittelmeer geführt. Davon hätten aber alle spanischen Regionen profitiert. Auf den Insen falle der Zu– wachs jedoch deutlich höher aus. Das hänge mit anderen Faktoren zusammen. „Wir haben den deutschen Markt zurückerobert, durch harte Arbeit an uns, an unserem Image und durch den Dialog mit den Hoteliers.” Flaquer ist zuversichtlich, dass im gesamten Jahresverlauf zehn Prozent mehr Deutsche auf die Balearen kommen werden. Waren es 2005 rund 3'8 Millionen Bundesbürger, werden es 2006 über vier Millionen sein.