Mit dem Spielfilm „Die Entscheidung”, der am vergangenen Montag
im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) zu sehen war, wurde den
Zuschauern in eindringlichen Bildern einmal mehr die Problematik
von Organspenden nahegebracht: Eine Familienidylle ist bedroht,
ohne ein neues Herz ist das Kind dem sicheren Tod geweiht. Die
fiktive Geschichte spiegelt den realen Altag in deutschen Kliniken
wider: Es gibt viel zu wenig Spenderorgane.
Gleichwohl hat nach Angaben der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) die Bereitschaft in Deutschland im
vergangenen Jahr deutlich zugenommen, nach dem eigenen Ableben
Organe zu spenden. Die DSO ist die bundesweite Koordinierungsstelle
für Organspenden. Alle Krankenhäuser mit Intensivstation in
Deutschland sind verpflichtet, der gesetzlich verankerten Stiftung
mögliche Organspender zu melden.
Nach DSO-Angaben stellten im vergangenen Jahr 1220 Menschen der
Stiftung ihre Organe zur Verfügung (plus 13 Prozent). Damit kommen
15 Organgspender auf eine Million Einwohner (2004: 13). Doch der
Bedarf an Spenderorganen ist weit größer: 2005 wurden in
Deutschland 3900 Transplantationen durchgeführt, aber auf den
Wartelisten stehen rund 12.000 Menschen.
Im Vergleich zu Spanien sind die Bundesbürger wahre
Spendemuffel. Die Spanier sind seit 1992 Weltmeister in der
Spendebereitschaft: Nach einem weiteren Zuwachs kommen landesweit
auf eine Million Bürger 35'1 Organspender. Nach Angaben des
spanischen Gesundheitsministeriums sind landesweit die Balearen
führend: Auf eine Million Einwohner kommen 46'9 Organspender.
Die juristischen Regelungen unterscheiden sich in den beiden
Staaten in einem entscheidenden Punkt: In Deutschland muss man –
etwa durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises – einer
Entnahme seiner Organe nach dem Tod explizit zustimmen
(„Zustimmungsregelung”). In Spanien muss man dagegen klar sein
Nicht-Wollen bekunden („Widerspruchsregelung”). Ist der Wille des
Verstorbenen unklar, werden in beiden Fällen die Angehörigen
befragt. Lehnen diese eine Organentnahme ab, unterbleibt sie.
Nach den Worten des balearischen Transplantationskoordinators
Antoni Gayà gilt das auch auch im Falle verstorbener Ausländer auf
den Inseln. Ungeachtet der hohen Spenderquote in Spanien möchte die
DSO-Sprecherin Claudia Hagel die spanische Regelung für Deutschland
nicht übernommen wissen. „Unser Transplantationsgesetz ist voll
ausreichend, muss aber mit mehr Leben gefüllt werden.” Ein Grund,
warum in Spanien mehr Organe gespendet werden, sei die deutliche
höhere Zahl von Transplantationskoordinatoren in den Kliniken.
Zudem sei die „Krankenhauslandschaft zentralisierter”. In
Deutschland seien 1400 Kliniken zu koordinieren, in Spanien seien
es lediglich 200 bis 300, „also deutlich weniger”.
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