Ubu Roi ist ein ziemlich übler Patron. Der Doktor der
Pataphysik, König von Polen, ehemals König von Aragón, Graf von
Sandomir, beginnt seine Karriere als Offizier des Königs Venceslas,
der ihn mit dem Orden des Roten Drachens von Polen dekoriert. Er
ist feige, launisch, fluchend, machtbesessen und reißt, angestiftet
von seiner Frau, Mère Ubu, die polnische Krone durch Mord an sich.
Er wird König von Polen, ist ziemlich populär. Für eine Weile. Bis
er nämlich beginnt, seine Untertanen aus Habgier zu ermorden. Von
einem seiner Untergebenen, Bordure, wird er zum Krieg gegen
Russland angestiftet. Während des Feldzuges wird Mère Ubu vom dem
machtgierigen Bougrelas gestürzt. Ubu muss nach Frankreich
flüchten.
Der französische Schriftsteller Alfred Jarry (1873 bis 1907)
parodierte mit diesem Theaterstück im Alter von 15 Jahren am
Gymnasium von Rennes seinen Physiklehrer Hébert. Das 1896
uraufgeführte Stück verursachte einen Skandal – auch wegen der
deutlichen Sprache, wie in Theaterstücken von Rabelais; es beginnt
mit dem Wort „Merdre”, in der deutschen Übersetzung „Schoiße” oder
auch „Schreiße”. Die Kraftausdrücke und die oft albernen Eskapaden
sorgten sowohl für Aufruhr als auch für Begeisterung.
Besonders von Surrealisten und Dadaisten wurde das Stück, das in
zahlreiche Sprachen übersetzt wurde, gefeiert. Alfred Jarry
identifizierte sich immer mehr mit seiner Kunstfigur,
unterzeichnete gegen Ende seines Lebens sogar mit Ubu. Die
Aufführung zweier weiterer Stück zum Thema – Ubu wurde zur Trilogie
– erlebte Jarry nicht mehr.
Tyrannei und Machtgier eines miesen Typen werden ins Lächerliche
gezogen. Viele Künstler haben sich im 20. Jahrhundert mit der Figur
des Ubu beschäftigt: Picasso, Man Ray, Max Ernst, Roberto Matta und
– Joan Miró.
Miró schuf zwischen 1966 und 1975 drei Künstlerbücher, die
direkt mit der Trilogie zu tun haben. Die Originale sind jetzt in
einer Ausstellung anlässlich des zweiten Geburtstages des Museums
für zeitgenössische und moderne Kunst Es Baluard zu sehen. Außerdem
eine Reihe von Fotos und Dokumente aus dieser Zeit.
Miró schuf für eine Aufführung im Teatre Principal in Palma im
Jahr 1978 die Bühnenbilder und lebensgroße Puppen, die die
einzelnen Charaktere des Stücks darstellen. Ein Video von Francesc
Catalá–Roca zeigt Miró bei den Vorbereitungsarbeiten. Miró hatte
während seiner Pariser Zeit in den 20er Jahren enge Kontakte zu den
Surrealisten, hat das Stück vermutlich 1921 dort gelesen und auf
der Bühne gesehen. Doch erst 1966 schuf er 13 Lithografien für das
erste Buch. In jener Zeit hatte Miró sich vor allem mit Skulpturen
beschäftigt, was sich in den Lithos niederschlägt. Das zweite Buch
versetzt Ubu nach Mallorca, lässt Elemente der katalanischen und
mallorquinischen Volkskultur einfließen; das dritte Buch ist durch
„pikante” Sprüche und Sprichwörter der Balearen beeinflusst.
„Joan Miró i el Mon d'Ubu”, Museum Es Baluard, Palma, Plaça
Porta Santa Catalina. Bis 16. April von Dienstag bis Sonntag von 10
bis 20 Uhr.
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