Bei Familie L. geht es mitunter drunter und drüber - sprachlich
gesehen. Der Vater ist Franzose, die Mutter Deutsche. Mit seinen
drei Kindern im Vor– und Grundschulalter lebt das Paar in einem
idyllischen Dorf auf Mallorca. Die Kleinen besuchen dort
Kindergarten und Dorfschule. Somit kommen für den Nachwuchs zu den
beiden Sprachen des Elternhauses noch Catalán, mit Abstrichen
Spanisch (Castellano) hinzu. Untereinander kommunizieren die Kinder
meist in den Elternsprachen. Mit den Spielkameraden verständigen
sie sich je nach deren Herkunft auf Catalán, Spanisch, Französisch
oder Deutsch. Das „Vehikel der Kommunikation” passt sich scheinbar
mühelos dem jeweiligen sprachlichen Gelände an.
Während Kinder in Deutschland in der Regel einsprachig
aufwachsen, und erst im fortgeschrittenen Alter, meist in der 5.
Klasse, mit den ersten Wörtern einer Fremdsprache konfrontiert
werden, ist Mehrsprachigkeit auf Mallorca selbst schon bei den
Einheimischen mit dem Dualismus Castellano-Catalán Alltag. Bei
ausländischen Residenten kommt noch die eigene Sprache hinzu.
Überfordert diese gelebte Mehrsprachigkeit die Kinder? Beherrschen
sie am Ende keine dieser Sprachen korrekt? Oder sind sie mit ihrer
erweiterten Sprachkompetenz gleichaltrigen Mono-Sprachlern weit
voraus?
Für die Diplom-Sozialpädagogin Sabine Rotte ist die
mehrsprachige Lebenssituation auf Mallorca eine „wunderbare Chance”
für die hier aufwachsenden Kinder. „Wenn der Spracherwerb gefördert
wird, ist das ein Privileg und wichtig für die berufliche Zukunft
der Kinder.” Im Zeitalter der Globalisierung seien Mehrsprachigkeit
und interkulturelles Wissen Qualifikationen, die im Arbeitsleben
immer mehr Bedeutung erlangen. Gemeinsam mit der Logopädin
Charlotte Fürnsinn hält Sabine Rotte an diesem Dienstag einen
Vortrag zum Thema „Mehrsprachige und interkulturelle
Erziehung”.
Die adäquate sprachliche Förderung in Kombination mit der
richtigen Schulwahl ist bei deutschsprachigen Residenten mit
Kindern ein Dauerbrenner. Patentrezepte zur Handhabe der Sprach–
und Schulprobleme auf der Insel gibt es nicht. Was für die eine
Familie richtig ist, muss es nicht für die andere sein. Vielmehr
geht es darum, individuelle Lösungen zu finden. Sprechen beide
Eltern dieselbe Sprache, oder handelt es sich um ein bikulturelles
Paar mit zwei Sprachen? Welcher Elternteil verbringt mehr Zeit mit
dem (Klein-)kind, prägt also die Erstsprache? Welches Gewicht wird
der Zweit– oder der Umgebungssprache eingeräumt? Wie intensiv ist
der Umgang mit weiteren Kontaktpersonen wie Geschwistern,
Großeltern, Aupair-Mädchen? Sie alle üben Einfluss auf das
Sprachverhalten des Nachwuchses aus. Die Wahl von Tageskrippe,
Kindergarten und Schule prägt ebenfalls die Sprachentwicklung. Hier
spielt die Lebensvision der Familie eine Rolle. Will sie dauerhaft
auf Mallorca bleiben? Oder sind nur ein, zwei Jahre „Auszeit”
geplant? Im Klartext: Deutschsprachige Eltern, die wollen, dass
ihre Kinder Spanisch beherrschen wie gebürtige Spanier, kommen
nicht umhin, sie auf spanische Schulen einzuschreiben. Sollen die
Kinder zusätzlich auch Deutsch in Wort, und vor allem Schrift,
beherrschen, sind zusätzliche Anstrengungen notwendig. Die Kinder
müssen sich die Elternsprache neben der Schule etwa per
Privatunterricht, an Samstagsschulen, in Sommerkursen oder im
direkten Sprachaustausch mit der alten Heimat aneignen. Es ist ein
langwieriger Lern– und Erziehungsprozess, der zusätzliches Geld und
Freizeit kostet und kontinuierlich über Jahre hinaus
aufrechterhalten werden muss.
Nach Sabine Rottes Worten ist es bei mehrsprachigen Kindern
wichtig, sprachliche Kombinationen zu vermeiden. Wenn also ein
Schulkind fragt: „Wo ist denn meine mochila?”, dann sollte man bei
der Antwort den Gegenstand korrekt einsprachig benennen: „Dein
Rucksack liegt im Schrank.” Kinder lernen vor allem durch
Imitation. Wer viel mit ihnen spricht und ihnen auch zuhört,
fördert ihre Sprachkompetenz, sagt Rotte. Auch Kindersendungen im
TV können helfen – wenn man sie sich gemeinsam ansieht und sich
nachher über den Inhalt austauscht.
im direkten Sprachaustausch mit der alten Heimat aneignen. Es
ist ein langwieriger Lern– und Erziehungsprozess, der zusätzliches
Geld und Freizeit kostet und kontinuierlich über Jahre hinaus
aufrechterhalten werden muss.
Nach Sabine Rottes Worten ist es bei mehrsprachigen Kindern
wichtig, sprachliche Kombinationen zu vermeiden. Wenn also ein
Schulkind fragt: „Wo ist denn meine mochila?”, dann sollte man bei
der Antwort den Gegenstand korrekt einsprachig benennen: „Dein
Rucksack liegt im Schrank.” Kinder lernen vor allem durch
Imitation. Wer viel mit ihnen spricht und ihnen auch zuhört,
fördert ihre Sprachkompetenz, sagt Rotte. Auch Kindersendungen im
TV können helfen – wenn man sie sich gemeinsam ansieht und sich
nachher über den Inhalt austauscht.
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