Wir sind hauptsächlich gekommen, um uns zu verabschieden”, meint
Lukas Ammann. Der 93 Jahre alte Schauspieler verbringt auch in
diesem Jahr wieder einige Wochen zusammen mit seiner Frau
Lieselotte Ebnet in der Hapimag-Anlage in Peguera. Schon seit
Jahren sind die beiden dort Stammgäste, gaben nur im letzten Winter
Marbella den Vorzug. „Ich mag nicht mehr reisen, das strengt mich
zu sehr an”, begründet Ammann den Abschied von Mallorca im
MM-Gespräch. Für sein stolzes Alter wirkt der Wahl-Münchner noch
fit und ist auch geistig auf der Höhe.
Noch heute kennt wohl jeder Deutsche, der damals schon vor dem
Fernseher saß, Ammanns Paraderolle: „Graf Yoster gibt sich die
Ehre” hieß die Serie. Ammann spielte den Yoster, Wolfgang Völz war
als dessen Butler Johann zu sehen. Von 1967 bis 1976 wurden
insgesamt 76 Folgen produziert. Zwar hat Lukas Ammann so viele
Jahre später längst mit dem feinen Grafen seinen Frieden
geschlossen, doch noch heute meint er: „Der Yoster hat mir
geschadet, hat mich Rollen gekostet, weil ich immer und überall
damit identifiziert wurde.”
Jüngere Fernsehzuschauer kennen Lukas Ammann aus einer anderen
einprägsamen Dauer-Rolle: Von 1994 bis 2000 war er in der
Familien-Serie „Die Fallers” als Großvater Wilhelm zu sehen. „Wenn
ich heute daran denke, dass die gerade drehen, hätte ich schon
manchmal Lust, wieder mitzumachen. Aber die Bücher für mich wurden
immer schlechter.”
Nach Ende der Fallers hatte Ammann noch einen Auftritt im
„Tatort”. Neue Projekte gibt es nicht. „Ich habe keine Pläne,
keiner hat angefragt. Und ich selber habe noch nie gefragt. Und
hatte früher dennoch nie nichts zu tun”, meint Ammann. Er weiß:
„Man braucht in der Branche keine 90jährigen. Und wenn doch, dann
vielleicht einmal im Jahr.”
Im Herbst 2004 gab es aber mal wieder eine Rolle, die passte.
Der in Basel geborene Schauspieler verkörpert im 17 Minuten langen
Kurzfilm seines Landsmannes Micha Lewinsky den 93jährigen Bewohner
eines Altersheims. „Herr Goldstein” heißt der Streifen, der auf dem
Internationalen Filmfestival von Locarno schon als „Bester
Schweizer Kurzfilm” ausgezeichnet wurde. Außerdem ist „Herr
Goldstein” in der Kategorie Kurzfilm für den Schweizer Filmpreis
nominiert. Die Entscheidung fällt am 18. Januar.
In dem Film geht es um einen mürrischen, verschlossenen Alten
und Pflegerin Vera (gespielt vom Schweizer Nachwuchsstar Johanna
Bantzer). Herr Goldstein bekommt Post von seiner Jugendliebe, da
seine Augen schlecht sind, liest Vera ihm vor. Erst will der alte
Herr nicht antworten, dann tut er es doch. Und der Mann lebt auf.
Als nach langer Zeit endlich wieder ein Brief kommt, handelt es
sich um ihre Todesanzeige. Herr Goldstein kann das nicht erkennen.
Und Vera kann es ihm nicht sagen. Lieber erfindet sie ein paar
Zeilen, und Herr Goldstein ist glücklich ... „Eine wirklich schöne
Geschichte”, findet nicht nur Lukas Ammann.
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