Für sein eigenes Double, sagt Heino, habe man ihn nie gehalten -
hätte ja sein können, bei der riesigen Zahl an Doppelgängern, die
ihn Zeit seines Lebens begleitet haben. „Spätestens wenn ich meinen
Mund aufgemacht habe, hat man mich als Original identifiziert,”
gibt er lachend zu. „An meiner Stimme – und an meinem
rheinländischen Dialekt.”
Schon fast traditionsgemäß ist der blonde Volkssänger mit seiner
Frau Hannelore nach Mallorca gekommen, um hier mit Freunden seinen
Geburtstag zu feiern – und um die Ausstellung von Künstler-Freund
Bombolo in Palma zu besuchen. 67 Jahre ist er alt geworden, aber
dieses Alter sieht man Heino nicht an. Wenn er so in schwarzer
Lederjacke, schwarzem Hemd und Hose und natürlich mit der
unerlässlichen dunklen Sonnenbrille vor einem sitzt, scheint er
irgendwie alterslos. Ein Mythos kennt eben kein Alter – und nichts
anderes ist Heino, der, wie er von sich selbst sagt, nie
unumstritten war und immer polarisiert hat. Nach sage und schreibe
50 Bühnenjahren hat er sich nach seiner Abschiedstournee vor
ausverkauften Häusern offiziell aus dem Show-Geschäft
zurückgezogen. Kürzer treten will Heino künftig schon deshalb, weil
er mehr Zeit für seine Frau Hannelore haben will, um die er sehr
gebangt hat, als sie letztes Jahr einen schweren Herzinfarkt
erlitt. Aber ganz zurückziehen wird er sich nicht aus der
Volksmusikszene. Wenn er jetzt nach Deutschland zurückkehrt, wird
er für die „Krone der Volksmusik” ein Medley produzieren. Und: „Ich
werde auch weiterhin Benefiz-Veranstaltungen machen und habe noch
jede Menge Pläne.” So will sich Heino auf die Suche nach einem
Nachwuchssänger machen, der ihn praktisch „vertreten” und den
Erhalt der Volksmusik garantieren soll. Deshalb hat Heino vor
kurzem auch den Volksmusikclub „Stimme der Heimat” gegründet.
„Volkstümliche Musik und Brauchtümer müssen eine sichere Zukunft in
Deutschland haben”, findet Heino. „Deshalb braucht die Volksmusik
ein Forum in Fernsehen und Rundfunk und sollte auch einen festen
Platz im Schulsystem haben.” Nächstes Jahr will er sich auf die
Suche nach einem würdigen „Nachfolger” machen, um ihn als
Volkssänger zu promoten. Ein unbekannter Name wird es sein, so viel
verrät Heino, denn die prominenten Volkssänger sind ihm „nicht gut
genug”.
Was Heino macht, das macht er richtig. „Man muss sich
entscheiden”, lautet eine seiner Maxime, und Entscheidungen hat er
immer konsequent getroffen. Etwa, als er sich frühzeitig mit
fachkundigen Juristen umgab, um den Anfeindungen begegnen zu
können, mit denen er sich von Beginn seiner Karriere an
konfrontiert sah. „Bestimmte linke Strömungen haben kontinuierlich
versucht, mir Steine in den Weg zu legen. So wurde mir immer wieder
eine gewisse Rechtslastigkeit unterstellt.” Dagegen habe er sich
erfolgreich wehren können, weil er „ein gutes Umfeld hatte”, wie er
das nennt: „Ob Komponist, Texter oder Produzent: Meine engsten
Mitarbeiter waren immer auch Volkswirte oder Juristen.” Fachkundig
seien sie den Gegnern entgegengetreten, wenn mal wieder eine fiese
Heino-Kopie anstand, wie damals von der Punk-Band „Die toten
Hosen”. Vieles sei ihm schlichtweg auch angedichtet worden wie etwa
das Lied „Schwarzbraun ist die Haselnuss”. „Das hatte ich vorher
nie gesungen”, gesteht Heino. „Aber nachdem man uns deshalb
angegriffen hat, habe ich es in mein Repertoire aufgenommen.” So
habe sich vieles in seinem Leben, sagt Heino, „einfach ergeben”.
Etwa die Tatsache, dass er, der am 13. Dezember 1938 als
Heinz-Georg Kramm in Düsseldorf-Oberbilk zur Welt kam, erst einmal
Bäcker und Konditor gelernt hat. „Ich gehöre der
Nachkriegsgeneration an, wir wuchsen in armen Verhältnissen auf. In
meiner Klasse waren 70 Jungs, und es gab sieben Lehrstellen. Man
nahm, was man kriegen konnte. Ich hätte auch Schreiner werden
können.”
Auch das unverwechselbare Heino-Image – die blonden Haare, die
dunkle Brille – entsprang keineswegs einer durchdachten Strategie.
Im Gegenteil: „Die blonden Haare habe ich von meiner Mutter geerbt.
Und die Brille habe ich aufgesetzt, nachdem mich eine Krankheit,
eine Überfunktion der Schilddrüse, dazu zwang. In den ersten sechs
Jahren bin ich ohne Brille aufgetreten. Das hätte man sich nicht
besser ausdenken können.”
Die Dinge, so scheint's, haben sich stets irgendwie organisch
ergeben in seinem Leben – vielleicht ist Heino deshalb immer auf
dem Boden geblieben. Benefiz-Events macht er denn auch nur, „wenn
er den Scheck selbst überreichen kann”: „Ich will sicher sein, dass
das Geld auch dort ankommt, wo es hinsoll.” Modetrends ist er nie
nachgerannt, mit Ablehnung hat er früh gelernt umzugehen: „Ich bin
mir immer treu geblieben und habe mich von keinem Produzenten oder
Medium vor den Karren spannen lassen.” Er steht zu seiner
Biografie. Jeden Morgen, auf dem Weg ins Studio, schaut er in Bad
Münstereifel persönlich in seinem „Heino Rathaus-Café” vorbei. „Nur
seinen Namen dafür hergeben, davon halte ich nichts”, sagt der
Sänger. Der Erfolg gibt ihm recht: Anfangs hatte sein Café 65
Plätze, heute sind es 500. Was Heino macht, das macht er
richtig.
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