Mal abgesehen von einigen wenigen Winzern in der Schweiz, gilt
weltweit für eine normale Weinflasche die Füllmenge von 0'75 Liter
oder 750 Zentiliter. Aber wieso eigentlich nicht 0'5 Liter oder ein
Liter?
Diese Frage lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Man
muss schon etwas weiter ausholen, zurück bis in die Zeit Napoleons,
denn das metrische System wurde erst mit der Eroberung Europas
durch Napoleon eingeführt. Man war aber erst rund 100 Jahre nach
Erfindung des Glasgießens im Jahre 1700 in der Lage, genormte
Flaschen herzustellen. Bis 1945 waren jedoch in Europa immer noch
Weinflaschen zwischen 0'7 und wie in Frankreich 0'8 Liter Füllmenge
üblich. Dann endlich einigte man sich auf die goldene Mitte, wohl
auch weil 0'75 Liter dem sogenannten amerikanischen „Fifth”
entspricht.
Aber darüber hinaus existieren noch eine Anzahl an größeren
Flascheneinheiten bis hin zur Unhandlichkeit. Sie tragen biblische
Namen wie zum Beispiel Goliath / 18 Liter oder Balthazar / 12
Liter. Man muss selbstverständlich mindestens dreimal wöchentlich
zum Krafttraining ins Fitness– studio gehen, um aus einer derart
schweren Flasche den Wein sauber ins vergleichsweise zarte Glas zu
bekommen. Mehr zu empfehlen wären deshalb eine Magnum– oder
Doppelmagnumflasche, mit 1'5 und drei Litern.
Denn grundsätzlich gilt, dass Weine, die in Großgebinden reifen,
von höherer Qualität sind, da der Reifeprozess des Weins langsamer
stattfindet. Daher Mut zur Magnum, denn für eine Tischrunde von
vier Personen bietet sie die adäquate Weinmenge von 1'5 Liter.
Mein heutiger Rotwein, der Pago de los Capellanes Crianza 2002,
ist in der gerade erwähnten Größe im Handel erhältlich, aber
natürlich auch im Normalformat. Ein Tinto Fino mit etwas Cabernet
Sauvignon aus der Ribera del Duero, der Punktrichter und Verkoster
zu einem überzeugten „Sehr Gut” anspornt.
Von sehr dunklem Sauerkirschrot in der Farbe, lässt er aromamäßig
die Muskeln spielen. Reife dunkle Pflaume ist gut erkennbar, leicht
würzig mit Erinnerung an Süßholz und einem Hauch grünen Pfeffers.
Im Geschmack noch eine leichte Säurespitze, die sich mit der Zeit
abrunden wird, dazu edler Röstton feinen Holzes.
Der Pago de los Capellanes Crianza 2002 ist ein äußerst
schmackhafter Rotwein mit Länge und Fülle zum Preis von etwa 15
Euro. Die Magnum kostet natürlich das Doppelte.
Der Autor Norbert Deingruber ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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