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Wer am Montag einen Anwalt konsultieren wollte, hatte wenig Glück. Mallorcas Verteidiger waren ausgebucht. 40 Juristen vertraten insgesamt 50 Mandanten, darunter auch eine Handvoll Deutsche, vor Gericht. Die meisten Beschuldigten waren von der Polizei mit falschen Bootsführerscheinen ertappt worden. Einige hatten die gefälschten englischen Papiere vermittelt, andere sie verkauft.

Der Prozess war für 9.30 Uhr angesetzt und noch fast eine Stunde später war der Gerichtsdiener damit beschäftigt, die Namen der Anwälte und der Angeklagten mit seiner Liste zu vergleichen. Schon lange nicht mehr war solch ein Aufgebot an Sündern und Anwälten im Patio des Gerichts an der Plaça Weyler versammelt.

Die Gesichter der Angeklagten, fast alles Männer, verkrampft, die Stimmung schuldbewusst und nervös. Kaum einer sagte ein Wort. Hin und wieder wurden die Reporter schüchtern gebeten, keine Fotos zu schießen. Das Foto in den überwiegend ab 1998 zum Preis von 300 bis 500 Euro in Pollença gekauften Führerscheinen war wohl in allzu schlechter Erinnerung.

Eine Stunde später werden die Verteidiger vom Gericht zu einer Vorabbesprechung geladen. Obwohl der Prozess in den größten Gerichtssaal verlagert worden war, reichte der Platz nicht. Die Richterin musste die Anwälte bitten, sich doch bitte nicht auf die Anklagebank zu setzen.

Der Staatsanwalt hatte trotz immenser Unterzahl – einer gegen 40 – leichtes Spiel. Schon nach wenigen Minuten wurde per Handzeichen abgestimmt; 36 Anwälte akzeptierten im Auftrag ihrer Mandanten das geforderte Strafmaß. Obwohl für den Führerscheinbetrug eigentlich sechs Monate Haft angestanden hätten, kamen die meisten Angeklagten mit einer Geldbuße in Höhe von 540 Euro davon. Die beiden Drahtzieher wurden zu zwei Jahren Haft und 4320 Euro Geldstrafe beziehungsweise 14 Monate und 3600 Euro verurteilt. Zwei Beschuldigte wurden freigesprochen, gegen zwei weitere, die auf einen Prozess bestanden, wird weiter verhandelt.

Es ging zu wie auf einem Bahnhof. Immer wieder verließen die in schwarz gehüllten Verteidiger den Saal, um sich mit ihren auf dem Gang wartenden Mandanten zu beraten.

Für die abschließende Sitzung reichten dann die Plätze auf den Bänken nicht mehr aus. Stühle mussten aus dem ganzen Gericht zusammengetragen werden, damit alle Angeklagten, Rechtsanwälte und die wenigen Prozessbeobachter sich setzen konnten.