Noch immer hat er dieses jungenhafte Lächeln. Dabei feierte
ZDF-Sport-Legende Dieter Kürten am 23. April schon seinen 70.
Geburtstag. Pensioniert ist er schon seit 2000. Doch so richtig
registriert hat das mancher Fernsehzuschauer noch nicht...
„Ich habe einen Vertrag als feier Mitarbeiter, der sich jährlich
verlängert, und auch noch einen Schreibtisch im Sender, bin aber
nicht mehr jeden Tag da. Es ist aber trotzdem so, als wäre ich gar
nicht richtig weg”, schmunzelt der frühere „Mister Sportstudio”,
der gerade einige Tage Urlaub im Robinson-Club Cala Serena gemacht
hat. Er kennt die Insel bereits von vielen Besuchen, verpürt daher
nicht den Drang, viele Ausflüge machen zu müssen. „Den Leihwagen
habe ich eigentlich nur, um vom Flughafen hierher und wieder zurück
zu kommen.”
Sicher werden die Sportfans auf ihn auch während der Fußball-WM
nicht verzichten müssen – oder? „Stimmt, man hat mich gefragt, ob
ich Lust habe. Wir werden uns in den nächsten Wochen zusammensetzen
und darüber sprechen, was ich machen könnte. Ich stelle mir vor,
dass ich wieder VIP-Interviews führe.” Doch noch sei nicht
hundertprozentig klar, ob es dazu kommt. Kürten hat für die WM auch
andere Angebote. Er könnte zum Beispiel als Botschafter für
Unternehmen im Einsatz sein.
Dieter Kürten schrieb TV-Geschichte mit. Seit 1963 ist er für
das ZDF tätig, das „aktuelle Sportstudio” machte ihn berühmt. Die
Angaben, wie oft er die Sendung präsentiert hat, schwanken. „Ich
sage immer ,rund 400*, das kommt hin”, meint der gebürtige
Duisburger, der es selber auch nicht viel genauer weiß.
Noch heute genießt Kürten einen immensen Bekanntheitsgrad.
„Pausenlos sprechen mich Leute an, auch hier im Robinson-Club. Oft
höre ich, wie schön doch die Zeit gewesen sei, in der ich moderiert
habe. Am Anfang gab es ja nur zwei Sender, Sportschau und
Sportstudio waren fester Bestandteil des Samstagabends.” Eines war
Kürten bei der Arbeit immer wichtig: „Dass ich mich immer gegeben
habe, wie ich bin. Ich habe mich nie verstellt, nie
geschauspielert. Das können Schauspieler besser als ich”, meint der
Sportfan, der im Laufe der langen Karriere ungezählte Interviews
führte.
Zwei davon fand er besonders anrührend. „Bayern hatte das
Pokalfinale gegen den MSV Duisburg 2:1 gewonnen. Giovanni
Trapattoni nahm seinen Abschied. Ich habe ihm bescheinigt, dass er
eine Bereicherung für die Liga gewesen und sein Weggang sehr schade
sei. Da fing er an zu weinen und umarmte mich.”
Um Tränen ging es auch im Gespräch mit Tennis-Coach Günter
Bosch, kurz nachdem Boris Becker ihn gefeuert hatte. „Als ich ihn
fragte, ob er zurückgehen würde, wenn Boris ihn fragen würde,
meinte er ,auf der Stelle', dann flossen die Tränen. Ich bin dann
auch angefasst, mir kommen auch relativ schnell die Tränen.” Kürten
liebt seinen Beruf, denkt noch nicht an den „echten” Ruhestand.
Dabei war erst sehr spät klar, dass es ihn in den Journalismus
verschlagen würde.
Ursprünglich wollte Klein-Dieter Bäcker werden, wie sein
Großvater. Kennt er sich denn heute noch mit der Teigverarbeitung
aus? „Als ich 15 war, konnte ich mit Sicherheit besser backen als
jetzt. Aber Brötchen, Brot und Kuchen würde ich wohl noch
hinbekommen.”
Wenn schon nicht Bäcker, dann wollte Kürten wenigstens
Journalist werden wie der Vater. Doch das wollte der Herr Papa
nicht. Also machte der Sohn eine Ausbildung zum Speditionskaufmann,
arbeitete später in der Presseabteilung von Mannesmann – und
absolvierte schließlich doch ein Volontariat. 1963 wechselte er von
der Zeitung zum ZDF, dem er seitdem treu ist.
Abwerbeversuche von Privatsendern gab es natürlich. „Das hätte
erstens etwas sein müssen, was besonders gut zu mir passt. Zweitens
hätte es doppelt so gut bezahlt sein müssen. Und dann hätte man
auch die Pensionsansprüche auffangen müssen, die man sich im Laufe
der Jahre so erwirbt ...”
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